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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Italien Open (14. - 21. 07.2012) Gemona

Suan Selenati ruft zum Briefing
Briefing
Welcher ist wohl meiner??
Die Cracks beim Plausch
Weltmeister Alex Ploner
Das Tal von Gemona mit Landeplatz
Die Germans (Stefan, Konrad, Jörg, Markus)
Der Winddummy hebt ab
Christian und Nik
Stefan im Ziel
Die Aufgabe
Gerd mit Familie
Am Start
Die Italians unter sich
ich will auch fliegen
geniale Gegend
Safety-Briefing


Ergebnisse

Italienisches Rundum-Sorglos-Paket
 
Gleich 78 Piloten rein männlicher Natur trafen sich zum letzten europäischen Großereignis in Gemona (Norditalien) vor den EM-Titelkämpfen in Kayseri (Türkei). 7 Durchgänge wurden angesetzt, 4 davon waren bei Traumwetterlage fliegbar (in Deutschland war zu dieser Zeit Land-unter).
 
Dieser Comp erhielt die höchste Dotierung bei der FAI-Punktevergabe gleich hinter einer EM oder WM. Das lag zum einen an der Masse der Piloten, zum anderen an der Pilotendichte aus den TOP 50 der Welt. Die Italiener sind seit  WM und  EM Teamweltmeister und werteten damit die Qualität des Teilnehmerfeldes immens auf.
 
90% der Konkurrenz ist in diesem Fluggebiet NOCH NIE zuvor geflogen, entweder war man 100km westlich in Bassano/ Italien oder im 50km entfernt gelegenen Tolmin/ Slowenien oder 40km nördlich in Greifenburg / Kärnten an den Start gegangen. Für die Italiener war die Austragung der Italian Open in diesem Gebiet damit ein Experiment mit ungewissem Ausgang. So ließ man das Terrain von der Weltelite scannen :o)
Das am südlichen Alpenrand gelegene Gemona (negativberühmt durch das schwere Erdbeben 1976, bei dem die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde…) bietet fliegerisch den Einstieg ins alpine Gelände bis hoch nach Kärnten, vorgelagerte Hügelketten, die Sauerlandflair aufkommen lassen sowie Flachlandfliegen bis - wenn man mag - an die Nordküste der Adria.
Problem dieses nicht stark frequentierten Fluggebietes: fehlende Landeplätze!!!, Entweder zu klein, mit Bewässerungsstangen versehene Felder, die wie Spieße gefährlich in der Gegend herumstehen und eine Landung erschwerend  gestalten oder mit hohen Bäumen und Stromleitungen „garniert“ sind. Zudem führten die ersten Aufgaben teils über unlandbares Gelände, über einen nahegelegenen Canyon, der zwar Gänsegeiern, nicht aber Drachenpiloten eine Notlandemöglichkeit  bot. Das schreckte in den ersten Tagen viele Teilnehmer vom Weiterfliegen in dieses Mauseloch ab und landeten vorzeitig.

Ein riesig breites Flussbett bot auf den Sandbänken jedoch wunderbare Landemöglichkeiten, vorausgesetzt, man hatte irgendwie Zugang  zum Ufer aus der Luft  erspähen können. Ansonsten wurde es durch die reißenden Fluten des Gebirgsflusses ein unfreiwilliges Abenteuer mit hohem Bergungsaufwand, (Christian Zehetmair hatte einmal das Vergnügen).
Der italienische Meteorologe sollte aller Skepsis zum Trotze immer mit seinen Prognosen Recht behalten. Ein 7-köpfiges Deutsches Team war am Start, tat sich aber sichtlich im neuen Gelände schwer (Flüge eher mit angezogener Handbremse, da man keinen Landestress in unlandbaren Gegenden mit hohem Crashpotenzial so kurz vor der EM riskieren mochte). Nach 2 Tage „Einfliegen“ wurden unsere Flugstile jedoch frecher und auch schneller.

Die Kombination aus Berg- und Flachlandfliegerei ließen jedem von uns Optionen offen. Die deutschen Flachlandpiloten (dazu zählen auch Stefan Boller, Konrad Schwab und ich) spielten im 4. Task die „Flachlandkarte“ aus und retteten sich nach 3-stündigem zähem Kampf über die 83 km ins ersehnte Ziel, während die bisher dominierenden Piloten keine Geduld aufbrachten und vorzeitig am Boden standen.
 
Außergewöhnlich bezeichne ich den Organisationsaufwand des Italienischen Verbandes zusammen mit dem heimischen FliegerClub unter der excellenten Federführung vom Fliegerfreund Suan Selenati: Auf 78 Piloten kamen 93 Helfer und Organisatoren, die eine Woche lang für uns parat standen! WOW!
Vom Transport auf den Berg, Fahrten in ein weiteres 40km entferntes Ausweichgebiet, aller Rückholungen der vorzeitig gestrandeten Piloten bis zur Bereitstellung von Lunchpaketen beim Briefing und am Startplatz der Ausgabe der DHV-Logger wurde uns alles bereitgestellt und passend vorbereitet.
Leider konnte die 93 Helfer keinen zusätzlichen Landeplätze herzaubern, aber wenn sie gekonnt hätten, wären sie ganz sicher über Nacht angelegt worden :o)
 
LG Jörg

Ergebnis:
1. Manfred Ruhmer (AUT)
2. Alex Ploner (ITA)
3. Christian Ciech (ITA)
4. Filippo Oppici (ITA)
5. Dan Vyhnalnik (CZE)
6. Elio Cataldi (ITA)
7. Suan Selenati (ITA)
8. Davide Guiducci (ITA)
9. Paolo Rosichetti (ITA)
10. Primoz Gricar (SLO)
13. Gerd Dönhuber (GER)
19. Jörg Bajewski (GER)
23. Markus Ebenfeld (GER)
26. Stefan Boller (GER)
30. Christian Zehetmair (GER)
35. Konrad Schwab (GER)
70. Carsten Friedrichs (GER)

Task 2
Der heutige Task reckt seine Schenkel ganz ähnlich dem gestrigen aus, jedoch diesmal entlang der bewaldeten Hügel am Rande der Poebene. Nach einstündigem Freiflug-JoJo, dicht-an anstatt hoch-über der Felswand, heißt es zwangsweise auch aus schlechter Position raus in das Mittelgebirge zu fliegen, das für fast alle Piloten wieder Neuland bedeutet. Dementsprechend verteilt sich das Feld verhalten und gleichmäßig in den sanft auslaufenden Waldgräten. Die Wende im Südosten ist einfach, wenn auch langsam genommen, auf dem Rückweg aber kommt das Wettbewerbsfeld endlich in Schwung. Ich lege ihn wohl doppelt so schnell zurück und kann endlich an das vordere Feld wieder aufschließen.

Doch am Startberg will es dann so gar nicht klappen: Wo Jörg langsam sich im Pulk bis auf 1800m Höhe hocharbeiten kann, die für die große Talquerung über das breite Flussbett nach Westen auch notwendig sind, erleide ich hier wieder den Jo-Jo Effekt. Ich muss mich mit damit abfinden mittelfristig nicht über 1500 m hinaus zu kommen. Wie gut das Suan, quasi unser aller Gastgeber uns für alle Fluglagen freigiebig mit guten Ratschlägen versorgte: So wähle ich nicht die mit dieser Höhe mehr als knapp anmutende Querung in waldreiches Gebiet.
Diese bot gestern ohnehin nur Landewagehälsen eine sichere Option.
Nein: Ich umfliege dieses potentielle Déjà-vu, biege 90° dazu ab und nehme Kurs auf eine große Fabrik mitten in der Poebene die Suan als zuverlässige Thermikquelle anpries und versuche als Flachländer ein einsames Heimspiel zu gewinnen. Zuverlässig ist die Thermik in ihrem Gestank von verbrennendem Holz und Öl, jedoch klein, ruppig und gerade ausreichend um dort draußen mit 1500 m wieder weiter fliegen zu können.
Weiter geht es zu den letzten Hügelketten an der Poebene, aber stressfrei da gut landbar (sofern man vorm Flussbett kein Scheu hat).
Keine schlechte Wahl und wieder kommen nun nach abgebrochener Flugroute Piloten auch ins Flachland. Mitfühlend sah ich Jörg gar tief unter mir durch das Nadelöhr eines Canyons aus den Bergen kriechen.

Die Resttrecke zur nächsten Wende bei Meduno führt nun doch über Waldland, dass aber mit ein wenig Geduld sicher zu überwinden ist. Endlich gilt es rauszugleiten aus den engen Hügeln, raus zu dem mit Gleitschirmen übersäten, freistehenden, thermisch zuverlässigen Berg des Fluggebietes Meduno, dessen Spitze die nächste wohl leicht zu erreichende Wende ist.  Überraschung: – Aus - dies ist eine Schlüsselstelle – man begebe sich zwangsweise zur Landung. Nur 4 Piloten werden dieses schöne Landefeld hinter sich lassen und nur einer wird das Ziel erreichen, und daheim werde ich von meinen Arbeitskollegen an ihren livetracking Geräten gefragt werden, wieso denn immer dieser Eine, dieser Österreicher ganz vorne fliegt. Und ich werde eine gute Antwort schuldig bleiben müssen. Einen Preis verdient hat an diesem Tage auch das Rückholteam das quasi das gesamte Feld wohl sortiert und zügig einsammelte.

Stefan

 

Fotos von Jörg Bajewski

Die Sieger: Alex, Manfred, Christian
Die Top-Ten
die deutschen Teilnehmer
Jörgi im Ziel
Was für ein Himmel
tolle Landschaft
früh übt sich...
das unglaubliche große Helferteam
blinder Passagier
Drachentransport