X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Swiss Open 2011

Swiss Open in Fiesch 6. - 10. Juli 20110

offizielle Homepage und Ergebnisse


Interessante Links mit super Fotos, von Jörg Bajewski und Stefan Boller:

Teil 1 - Event
Teil 2 - Flüge
Teil 3 - Tipps
Teil 4 - Info
Teil 5 - Aletschgletscher


Glacier-Hopping - Traumhafte Anflüge von einem Gletscher zum anderen

Trotz der schlechten Wetterprognosen, ließen sich 96 Piloten nicht abhalten, aus 18 Nationen herbeizueilen, um sich den Aletschgletscher, ein UNESCO Weltkulturerbe und seine "kleinen" Nachbar-Glaciers in der Fiescher Region genauer anzusehen. Sie wurden letztendlich von möglichen 4 Tagen mit 3 sportlichen Durchgängen inklusive traumhaften Ausssichten belohnt [außer auf Landewiesen]. Mit im Wallis dabei auch 8 deutsche Flex-Piloten [überwiegend aus dem Stall „TeamBuktu“]

Es wurde in 3 Klassen geflogen. Neben der Flex- (70 Piloten) und der Rigidklasse (13 Piloten), die die selben Strecken flogen, hatte der Veranstalter eine "light"-Version eingerichtet, die mit 13 Piloten ausgesprochen gut angenommen wurde. Deren kürzere Aufgaben wurden durch frei wählbare Startzeiten zusätzlich "entstresst".
Ausgestattet mit den für diesen Wettbewerb vom DHV gesponserten Livetrackern, begab man sich in die stetige Obhut des Fiesch-Open-Teams sowie auch der Lieben daheim am heimischen Rechner.

Der Veranstalter bemühte sich redlich, mit außergewöhnlichen Angeboten den Wettbewerb zu einem besonderen Ereigniss werden zu lassen. Das Ziel im 1350 m hoch gelegenen Ulrichen, ein ca. 30 Autominuten von Fiesch entfernter großer stillgelegter Militärfluplatz, war dafür mit Cartbahn, großem sturmfesten Festzelt, Wellnessoase, kostenfreier Gerätevermessung durch SHV/ DHV und zur Unterhaltung des potentiellen Publikums mit sehr vielen Lautsprechern und stark wechselnden Winden versehen. Letzteres Dilemma schmälerte nicht gerade selten die Urlaubskassen der Windwechselopfer.


6. Juli - Freifliegen – Opening-Citywalk

Wer schon am Wochenende kam, war bereits von vielen schönen Flügen satt. Aber auch dieser Mittwoch bot die Möglichkeit der Ortsbegehung (auf der Suche nach potentiellen Notlandeplätzen) und Ortsbefliegung, um das Talwindsystem zu durchstöbern und die vier nahegelegenen Gletscher abzufliegen, mit der vagen Befürchtung dass dies womöglich der beste Flugtag werden sollte. Bis 19:00 Uhr waren Einschreibung und Drachenverladung abzuschließen. Dem folgte die notwendige Einweisung des „speziellen“ Fiescher Landeplatzes. Dieser ist repräsentativ für die gesamte Region: sportlich klein und verwinkelt, mit diversen Hindernissen garniert, wie Oberleitungen, Häuschen, Spießchen, Gräben und Wuppdidus sowie mit stark wechselnden Winden gesegnet. Alsdann, nach dem jeder sein bereitgestelltes Nationenfähnchen gefunden hatte, begab sich der wettkampfhungrige Tross – musikalisch angeführt vom Fiescher Tabourcorps - durch die 4000-Seelen-Gemeinde bis zur Eröffnungszeremonie in den zentral gelegenen Festsaal.


7. Juli - Task 1   „the early bird catches the storm …”

Bereits um 8:00Uhr - zu nachtschlafender Zeit -  fand in Fiesch das Briefing statt, um startklar auch um 10:00 Uhr auf der 2.200m hohen Laxeralp dem Taskbriefing zu lauschen. Nach bequemer Gondelauffahrt und gemütlicher 15 minütiger Wanderung, konnte man hoffen, seinen Gleiter von einen der drei Transportanhänger unversehrt entnehmen zu dürfen.  Diese wurden tags zuvor auf den Kühboden unterhalb des Eggishorns gezogen.

Die 85 km Route führte nach einem 12:30 Uhr-Start über das Goal als Wende zurück nach Westen am Startplatz vorbei, bis zum am Auslauf des Aletsch gelegenen Ort Brig und wiederum zurück bis ins finale  Ulrichen. Und an der letzten Wende gab sich das trickreiche Talwindsystem zu erkennen. Wer hier zu tief war, wurde von dem bis zu  60km/h starken Ostwind gnadenlos weiter nach Westen (Konrad) oder markant gegen Talgrund gezwungen (Monique), wo hingegen auf 3000m bereits langsam ein stressfreier 30km Endanflug mit Unterstützung des kräftigen, überregionalen Westwindes eingeleitet werden konnte. Winfried bewies sogar, dass die Landung in Fiesch problemlos möglich ist, wofür ihm seine Fliegerkollegen auch gehörigen Respekt zollten.

Aber… kurz nach 14 Uhr kann doch kein Flugtag schon beendet werden. Wie auch beim Trainingstag, stand ein  "Hausbart" sicher. Die Konvergenz direkt über dem Landeplatz, die so manche Schweißperle fließen ließ. Und so drehten Jörg und Stefan weiter abwartend ihre Gletscherrunden, um erst nach der von Lokals vorhergesagten „do-not-land-hour„ (Kampf der Windrichtungen Ost gegen West zwischen 15 und 16 Uhr) dennoch bei wechselnden Winden den Flugtag eincrashfrei ausklingen zu lassen.

8. Juli - Freitag  Task 2    "The same procedure…"

Selbe Startzeit, wieder im Tal, jedoch ohne die gestrige vernichtende Ostwindfalle bei Brig, ging es diesmal über doppelt so viele Wenden nach 93km ins Ziel. Und doch wieder gab es nahe der letzten nur 12 km vom Ziel entfernten Wende eine kleine windtechnische Stolperfalle, die ,den Endanflugrechner ignorierend, Monique bis zum Aufschlag zwang (dieser Vorgang wurde vom Meteomann Gilbert durch komplexe Theorien über "Pumpende Talwindsysteme" kommentiert). Viele Piloten – so auch das gesamte US-Team – setzten dem turbulenten Windspiel ein vorzeitiges Ende und landeten gleich nach einer Wende in Ulrichen.


9. Juli -  Restday  Wandertag

Endlich Gelegenheit, den Aletschgletscher zu streicheln.
Fast die gesamte Weltelite stand in einer gleißend blau gefärbten Gletscherhöhle im Blitzlichtgewitter …


10. Juli - Sonntag   Task 3    “to fly or not to fly”

Nach zähen Diskussionen zwischen Tasksettern und Safety-Komitte, dem auch Jörg angehörte, ob der Task wegen drohender Gewitterneigung gecancelt werden solle, folgte ein nun fast schon Routineflug: Selbe Startzeit, über 4 Wenden und nach  105km über die Ziellinie am Militärflugplatz.
Beim dritten Task schien es nun so, als würde das gesamte Teilnehmerfeld in all seinen Flugentscheidungen entschlossener und zügiger aggieren. So stieg auch die Durchschnittsgeschwindigkeit von Task zu Task an.
Und … auch unser Nachwuchsküken Caroline überflog heut freudestrahlend nach absolviertem Task die Ziellinie. Durchgang für Durchgang tastete sie sich an ihren ersten Wettkampf-Zieleinflug heran. Herzlichen Glückwunsch!!

Zum Finale war quasi das gesamte Feld dazu verdammt, im Goal mit ständig wechselnden Winden zurechtkommen zu müssen. Glücklicherweise lief dies glimpflicher ab, als man dem Augenschein nach hätte befürchten müssen.

Das große Gewitter traf pünktlich zur Siegerehrung gleich direkt im Festzelt ein und entriss der Bewirtschaftung ad hoc leider vollständig die nötige Zeltinfrastruktur. Ein Doppelregenbogen Richtung Furkapass versuchte anschließend die Geschädigten visuell zu besänftigen.

buktu buktu,
Stefan und Jörg