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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

16.08.2010

Senioren-World-Masters 2010

Rüstig und kein bisschen rostig

Senioren-World-Masters 2010 (11.-17. August 2010)

Fotos unter: http://picasaweb.google.at/Hanggliding.World.Masters

Statistisch gesehen haben sie die Mitte des Lebens schon deutlich überschritten, aber rein optisch unverkennbar: der Sport hat sie jung gehalten, die Senioren und Senioras der  Drachenflieger, die sich in Greifenburg zu den diesjährigen „World Masters“ in Greifenburg trafen. Eigentlich war laut Ausschreibung Wolfsberg als Austragungsort vorgesehen. Wegen Querelen von hier ungenannt bleibenden Einheimischen gegen diesen Wettbewerb musste jedoch ganz kurzfristig umdisponiert werden. Greifenburg  war nicht nur die Rettung, sondern wie sich bald zeigen sollte, auch die beste Wahl.  Mit 48 PilotInnen in den Klassen FAI 1 und FAI 5  war die Teilnehmerzahl so hoch wie schon lange nicht mehr. 8 Nationen waren vertreten, und mit Teilnehmern aus Japan und Russland auch erstmals nichteuropäische. Angenehm überraschend, dass auch viele Teilnehmer erstmals antraten, die gerade das Seniorenalter (50Jahre bei den Herren, 45 Jahre bei den Damen) erreicht hatten. Offensichtlich rücken jetzt viele Piloten in diese Altersklasse nach. Die Kinder sind aus dem Haus und somit kommen auch die Ehefrauen gern mit.

Offensichtlich hat es sich herumgesprochen, dass der Seniorencup ein Wettbewerb ist, bei dem sportlicher Wettstreit in bester freundschaftlicher Atmosphäre stattfindet.  Toppilot Hans Kiefinger probte schon mal für seinen in zwei Jahren anstehenden „Aufstieg“ in die Seniorenklasse und flog außer Konkurrenz mit. Wer denkt, die alten Herren treten mit Nasensporndrachen und Karpfengurt an, der irrt. Die Ausrüstung ist meist topaktuell, wenig Turm, viel Carbon, aber auch  mehr Räder an der Basis. Mit den Jahren bekommen Bequemlichkeit und Sicherheit eben doch einen höheren Stellenwert. 
Die Taxifahrer in Greifenburg freuten sich auch über uns und schafften den zusätzlich Andrang locker hoch auf die Emberger Alm. Beim Aufbauen ging es schon etwas enger zu und ganz eng wurde es, als die erste Aufgabe bekannt gegeben wurde. „Wie ist das mit dem Enter-Zylinder, wann muß ich da wo rein fliegen, wie gebe ich das hier rein,...?“ Die Fragerei wollte kein Ende nehmen. Überall standen Grüppchen, die ihre Probleme diskutierten. Für beide Klassen war je ein Startgate gesetzt, ansonsten war die Streckenführung (50km bzw. 83km ritsch-ratsch im Drautal) auf viel Flugspaß und wenig Rückholaufwand  ausgerichtet. Wegen drohender Überentwicklungen war aber um 15Uhr ein Wertungsende gesetzt. Weil deshalb früh gestartet werden musste und die Thermik zögernd einsetzte, gab es leider etliche Absaufer. Danach ging es jedoch richtig gut und eine Menge Zielflieger konnten die Pechvögel bald darauf trösten. Bei den Starren schaffte aber kein Pilot die Strecke innerhalb des Zeitfenster, trotzdem konnte Helmut Wilms 1000 Punkte für 76km verbuchen.  Die Flexi hatten für ihre kürzere Strecke bei späterer Startzeit beste Bedingungen. Ich hatte Glück, fand immer eine gute Spur und war diesmal nach einer knappen Stunde als Erster im Ziel.

Petrus grollte am Folgetag, um es danach wieder gut mit uns zu meinen. Die Starren sollten erst zur Radlberger Alm fliegen und dann nach Matrei, die Flexi im Gegentakt nach Anna Schutzhaus und zum Goldeck. Das waren mit 124km bzw. 81km für die Senioren bisher grenzwertige Aufgaben. Mehr als 3h Flugzeit ist doch den z.T. recht betagten Teilnehmern nicht zuzumuten!? Die Senioren von heute sind aber nicht mehr die von gestern, sind in der Luft schneller als früher und machen zumindest bei den Starren auch nicht so bald schlapp. Vorjahressieger Georg Weinzierl (Girgl) brauchte so bei den Flexi nur gut 2 Stunden für die Strecke, während Volker Kastenhuber bei den Starren zwar als Letzter erst nach 5 Stunden im Ziel war, aber dann immer noch ziemlich munter und vor allem glücklich drein schaute. 

Da Petrus uns weiter hold blieb, konnten noch zwei gute Durchgänge geflogen werden. Oldie Karlheinz Vogel zeigte nach seiner Schlappe vom ersten Tag (er war die Strecke falsch herum geflogen), dass mit ihm noch zu rechen ist, und war an beiden Tagen ganz vorn. Konstanz bei allen Durchgängen zeigten bei den Flexi Peter Sigl und Georg Weinzierl, die somit auch in der Gesamtwertung mit geringer Punktdifferenz die ersten Plätze belegten. Bei den Starren siegte wiederum souverän Helmut Wilms.

Allgemeiner Dank wurde den Organisatoren gezollt, Volker Kastenhuber nebst Tochter Katrin und besonders Andreas Burböck, der als Auswerter eine Woche seines Urlaubs opferte. Es gab keinen Unfall während des Wettbewerbs.  Einhellig begrüßt wurde die Entscheidung, die „World Masters“ auch zukünftig in Greifenburg zu veranstalten.  Regelrecht enthusiastisch äußerte sich Jun Tomihara, der Atos-Pilot aus Japan, über die „World Masters“. Dann wird es wohl im nächsten Jahr mehr Teilnehmer aus Fernost geben.
Zweifelsohne ist dieser internationale (FAI2-) Wettbewerb attraktiv und wird auch in Zukunft wachsende Teilnehmerzahlen verzeichnen können. Zu beachten gilt aber, das zwischen den jüngeren und älteren Teilnehmern doch eine Spanne von etwa 20 Jahren liegt. Die jüngeren Piloten wollen anspruchsvollere Aufgaben fliegen, denen die älteren naturgemäß nicht mehr gewachsen sind. Bei denen steht einfach der Spaß am gemeinsamen Fliegen gegenüber sportlichen Ambitionen deutlich im Vordergrund. Die Organisatoren sollten deshalb überlegen, wie man diesem Umstand in Zukunft besser Rechnung tragen kann, z.B. indem man parallel einen Funcup durchführt.

Konrad Lüders