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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

03.07.2010

Dolomiti Open 2010

Dolomiten Open 20. - 27. Juni 2010

offizielle Homepage

Ergebnisse

Interessante Links mit super Fotos, von Jörg Bajewski und Stefan Boller:

Luftbildkarte

Tipps

Zusammenfassung

Fliegen mit den Weltmeistern - Text: Stefan Boller/Fotos: Jörg Bajewski

Weder der stetig präsente Nordwind, noch die fast immer nur unter 100 km „kurzen“ Strecken konnten die traumhaften (Aus-)Flüge vom Pustertal in die Dolomiten mit einem über 40-köpfigen Teilnehmerfeld auf hohem Niveau trüben. Zudem machten die sehr gute Organisation mit „Rundumglücklich-Service“, Fliegerparty, Campingsondererlaubnis direkt an der Ziellinie und natürlich einen Haufen von guten gutgelaunten und motivierten Piloten die Dolomiti Open 2010 zu einem runden Event, einem genussvollem Erlebnis und einem anspruchsvollem Wettbewerb zugleich.
Wohl um die Vorfreude auf die warmen sonnigen Flugtage zu schüren, wurde die Bahnauffahrt auf den Kronplatz mit Aufbauen in Schneematsch und empfindlich frischem Nordwind erprobt. Der Durchgang  wurde allerdings zeitig abgesagt. Dafür haben wir die Restaurationen auf dem Kronplatz gestestet. Und auch zum Freifliegen ins Tal sollte der Tag noch ausreichen.

Task 1   Der rechte Weg durchs Tal - Mittwoch 23. Juni 2010

Da sich das Spielfeld auf das Pustertal beschränkte, war die einzige kniffelige Routenaufgabe die geeigneteste Linie für die Talquerung zu wählen. Es erwies es sich als „je früher desto besser“: Wer bei der ersten im Osten liegende Wende -  bei Toblach -  dem wohl höchsten Punkt des Pustertals direkt nach Norden querte, hatte, obgleich er im Lee in dem Ausläufern des Alpenhauptkamms sich zurückkämpfen musste, die besten Chancen die Ziellinie zu überfliegen. Wer es hingegen erst im äußersten Westen bei Rodeneck, schon fast am Brennertal anging, war zwar schnell in der Nähe der zweiten und letzten Wende, saß aber fest in der Nordwindfalle und konnte den Flug mit Soaringstunden ausklingen lassen. Welch Labsal, wenn selbst der Weltmeister das Ziel verfehlte, obgleich er die gute Nordroute wählte.

Task 2  Auf in die Dolomiten - Donnerstag 24. Juni 2010

Bereits um acht Uhr musste die Bergfahrt angegangen werden. Jedoch nicht wegen morgendlicher Frühstücksthermik, sondern wegen einer Parallelveranstaltung hoch oben auf dem 2280 m hohem Kronplatz, dem  „12. internationales Chorfestival Alta Pusteria“. Alle Vögel sind just oben angekommen, als  die  Kronplatz von Chören aus aller Welt begangen und besungen wird. Welche gelungene Idee des Wettbewerbsveranstalters? So kamen wir auch in die rechte Stimmung für die Montanaras,  die Dolomiten. Nach einem kurzen Schenkel in Richtung Brennertal ging es heute endlich direkt auf das Sellamassiv zu und nach der Wende bei Corvara zurück ins Goal nach Pfalzen. Wer hier auf mindestens 3800 m aufzudrehen wusste, konnte sich bereits vorsichtig auf einen 28 km Endanflug gegen den 15km/h Nordwind einrichten.


Task 3   Fleiß lohnt sich noch - Freitag 25. Juni 2010

Ein zweites Mal sollte es sich alles im Pustertal abspielen. Und das Tal erwies seinem Namen alle Ehre, bedeutete es doch für einige Piloten sich immer wieder an manchen niederen Hügel emporpusten zu lassen zu müssen.  Wie die Tage zuvor war der Nordwind (vor dem auch spät am Tag noch markante Lenties warnten) nicht ignorierbar und man musste sich sehr genau überlegen, welche Bergflanken am besten anzufliegen seien. Der Kronplatz ließ meistens nur Startüberhöhungen von wenigen hundert Metern zu und nur wenigen Piloten war die komfortable Arbeitshöhe von 3800 m vergönnt. Doch auch wer die Strecke sich mit viel Fleißarbeit und „Themiksoaren“ von Hügel zu Hügel erflog konnte sich das Ziel ertüfteln, wenn auch mit einer gemütliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h.

Task 4   Dolomitenfinale - Samstag 23. Juni 2010

Endlich eine Aufgabe, die wie in alten Zeiten das Hervorziehen des Fotoapparates an der Wende quasi erzwingt: die Umrundung des Sellamassivs. Hier muss es erlaubt sein, ein paar Sekunden aus dem Rennmodus in den Genussflugmodus zu wechseln. Ein wenig kniffelig war es  jedoch aus  Lee der Südflanke der Sella (Wende Belvedere) wieder den Heimweg zu finden. So mussten einige Piloten sich auf eine lange Rückholaktion von Canazei einrichten. Mit etwas Glück war es aber trotz des Nordwindes auch möglich, beide Pässe mit bereits für die Landung geöffnetem Gurtzeug zu passieren (wobei man das Sellamassiv noch viel beeindruckender empfindet). Wer aber hoch war, konnte auch an diesem Tag mit etwas Fingerspitzengefühl von den Nordflanken der Sella bereits zum Endanflug ansetzen.

Geburtstagfliegen und England vs. Germany   Sonntag 27. Juni 2010

Bei weiterhin beständigem Flugwetter fand am Vormittag die Siegerehrung statt. Die besten bekamen die dicksten Schinken, Trophäen die nicht in der Vitrine ihren Ehrenplatz erhalten werden. Zur besten Thermikzeit konnte man aber schon auf dem Berg sein, um diesen rundum gelungenen Wettbewerb genüsslich ausklingen zu lassen...und Jörg kam zu seinem traditionellen Geburtstagflug.

Ein in 3 Minuten von der Ziellinie entferntes Televisionsgerät (zum Verfolgen des dummerweise zeitgleich angesetzten internationalen Fußballspielwettbewerbes in Südafrika) ermöglichte zu guter Letzt bei Bedarf den Übergang vom edlen erhabenen Drachenflugsport wieder hin zum alltäglichen dumpfen profanen Massenmediensport.