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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

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Curryong Girls
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Mount Elliot Start
Mount Elliot
Young Pilot - Katharina

13.01.2009

Der Corryong Cup - Australien (03.-10.01.2009)

Der Wind ist stark und treibt mir Staub vom Startplatz ins Gesicht. Ich nehme den Drachen auf, laufe los. Nach wenigen Schritten bin ich in der Luft und muss den Bügel kräftig ziehen, weil es nach dem Start mit aller Wucht nach oben geht. Die Luft ist turbulent, ich steige in den ersten Bart ein, den ich finden kann, und steige höher und höher über den Mount Elliot.

Letzte Woche ging der Corryong Cup in Corryong, Victoria, Australien zu Ende. Ich bin mitgeflogen und hatte sehr viel Spaß. Der Wettbewerb versteht sich als „Come together“ von erfahren Wettbewerbs-Piloten und Wettbewerbs-Einsteigern. Entsprechend gibt es auch zwei Klassen, eine Open Class, bei der die Aufgaben zwischen 40 und 80 Kilometer lang sind, und eine Floater Class, bei der maximal 30 Kilometer geflogen werden. Der Spaß steht im Vordergrund, und entsprechend entspannt ist die Atmosphäre. Es nehmen Piloten teil, die schon ihr halbes Leben fliegen, aber genauso Neulinge, die gerade einmal seit einem Jahr fliegen. Vom Turmlosen bis zum Einfachsegler ist entsprechend alles dabei. Preise gibt es für die drei Bestplatzierten jeweils in der Open und in der Floater Class. Außerdem werden der „Most Improved Pilot“ und der „Veteran Pilot“ (einen Piloten in, sagen wir, den besten Jahren, der gut fliegt) geehrt. Und schließlich wird der „Spirit of the Comp Award“ verliehen, welcher an den Piloten geht, der sich am meisten um andere gekümmert und geholfen hat, wo es möglich war.

Der Wettbewerb ging über sieben Tage, und vor dem ersten Wettbewerbstag gab es einen „Practice Day“. Ich war drei Monate lang nicht geflogen. Da ich gerade einmal seit zwei Jahren fliege, liebe ich längere Pausen nicht besonders, weil ich jedes Mal ein bisschen Zeit brauche, bis ich wieder „drin“ bin. Die Bedingungen waren wirklich knackig, starker Wind und recht turbulente Luft. Entsprechend aufgeregt war ich, als ich am Practice Day zu meinem ersten Flug nach drei Monaten starten sollte. So stand ich also auf dem Mount Elliot, etwa 400 Meter über dem Landeplatz. Ich nahm all meinen Mut zusammen, wartete eine gute Phase ab und startete in den starken Wind. An diesem Tag war mir nicht viel Glück beschieden. Ich konnte mich ein Wenig halten, kam auch kurz über den Start, musste dann aber landen gehen. Um zum offiziellen „Bombout“ zu kommen, war ich schon zu tief. Also suchte ich mir eine andere Wiese aus, in der bereits ein anderer Pilot gelandet war und mir mit seinem Drachen die Windrichtung anzeigte. Das vermeintlich schöne ebene Feld entpuppte sich als hässlich gewellt, und die Landung war sehr aufregend, aber sicher. Insgesamt waren die Bedingungen sehr anspruchsvoll, in der Luft war es teilweise sehr turbulent. Der Boden kochte förmlich, was auch die Landungen zu einer echten Herausforderung machte.

Nach meinem kleinen Pechtag hatte ich am ersten Wettbewerbstag mehr Glück. Nach dem Start kämpfte ich eine ganze Weile in der Umgebung des Startplatzes herum. Ein Bart versetzte mich weit hinter den Start, und als ich wieder nach vorn fliegen wollte, verlor ich wegen des starken Windes extrem an Höhe. Schon machte ich mich darauf gefasst, direkt am Fuße des Berges zu landen, hatte bereits mein Gurtzeug geöffnet, als ich in einen wunderschönen und ruhigen Bart hineinflog, der mich bis zur Basis brachte. Nun konnte ich mich auf den Kurs begeben, umflog den ersten Wendepunkt Towong, der sechs Kilometer entfernt war, und machte mich auf den Rückweg zum Mount Elliot, dem zweiten Wendepunkt. Erneut ließ ich mich bis zur Basis tragen. Als ich den Bart verließ, hörte mein Vario gar nicht auf zu piepen. Die Wolke versuchte mich einzusaugen! Ich gab Gas, so viel ich konnte, und noch immer piepte mein Vario. Mit aller Kraft zog ich am Steuerbügel und machte mich auf den Weg zum weit entfernten Wolkenrand. In meiner gesamten Fliegerkarriere war ich nie so glücklich, endlich ins Sinken zu kommen. Uff! Ich nahm den zweiten Wendepunkt mit viel Höhe und hätte es wahrscheinlich locker ins Ziel nach Khancoban geschafft. Aber die Landewiesen auf dem Weg dorthin erschienen mir irgendwie gruselig und nicht wirklich landbar, so dass ich mich entschloss, im Bombout unterhalb des Mount Elliot zu landen. An dem Tag schaffte ich tatsächlich den dritten Platz in der Wertung!

An den folgenden Tagen rutschte ich dann allerdings ab, zuerst auf Platz sechs, dann Platz elf, und schließlich schaffte ich den zehnten Platz bei insgesamt 24 Teilnehmern. Die Open Class gewann übrigens Rohan Holtkamp, und zwar mit einem Sting 3, einem Turmdrachen. Vor einer ganzen Reihe von Turmlosen.

Der starke Wind machte uns immer wieder zu schaffen. Zweimal mussten die Aufgaben deswegen gestoppt werden. An einem Tag entschloss ich mich von vornherein, nicht zu fliegen, weil mir die Bedingungen bei Start und Landung nicht geheuer waren. Ich war trotzdem sehr beeindruckt von den Starts und Landungen, die ich zu sehen bekam. Trotz der wirklich schwierigen Bedingungen gab ein keinen verpatzten Start, und abgesehen von ein paar krummen Steuerbügeln klappten auch alle Landungen gut. Die Piloten hier scheinen wirklich gut ausgebildet zu sein!

Mein persönliches Fazit: Dieser Wettbewerb ist wirklich gut und sehr empfehlenswert, gerade weil er Wettbewerbseinsteiger fördert und ermutigt. Alle helfen sich gegenseitig, die erfahrenen Piloten stehen den Anfängern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem hatten auch ein paar Mädels teilgenommen: zwei in der Open Class und mit mir drei in der Floater Class - eine davon war Nicola aus meinem Team, die seit gerade einmal einem Jahr fliegt und es an einem Tag sogar ins Ziel geschafft hat! Und der Spaß kommt bei alldem bestimmt nicht zu kurz!

Katharina Lochner

Katharinas Blog