Enzo 2 - Problem beim PWC
Wie dem gewöhnlich gut unterrichteten Blog des Journalisten Lucian Haas (lu-glidz) zu entnehmen ist, erlebt das Superfinale des Paragliding World Cup in Brasilien derzeit einen Skandal, dessen Ausgang und Tragweite noch gar nicht abzusehen ist. Bei Nachmessungen der Schirme der Task-Gewinner Stefan Wyss und Yassen Savov (jeweils Ozone Enzo 2) zeigte sich, dass die Schirme eine Hinterkante besitzen, die bis zu 40 Zentimeter länger ist als bei dem Modell, das offiziell zugelassen wurde. Auf die Spannweite gerechnet sind das rund 3 Prozent.
Nachfolgende Überprüfungen weiterer Schirme zeigten, dass möglicherweise alle Enzo 2, die beim Superfinale mitfliegen, in ähnlicher Weise vom zertifizierten Referenzschirm abweichen. Ob und inwieweit die Enzos deshalb einen Vorteil in der Luft haben, wird kaum festzustellen sein. Aber eins ist klar: Wenn man im Wettbewerb EN-geprüfte Gleitschirme vorschreibt, dann müssen sie auch regelkonform gebaut und geflogen werden. Inwieweit ein Schirm mit solchen deutlichen Abweichungen noch als zugelassen gelten kann, ist äußerst fraglich.
Die Wettbewerbsleitung des PWC hat folgende Entscheidung getroffen: Weil beide Prüfstellen (Air Turquoise und DHV) auf Rückfrage bekundet hatten, dass sie nicht ohne weitere Prüfungen verbindlich sagen könnten, dass ein Schirm mit längerer Hinterkante gleichfalls die Testnorm erfüllt, kann der Enzo 2 derzeit nicht als zugelassen gelten. Allerdings wird der Wettbewerb erst einmal mit den vorhandenen Schirmen zu Ende geflogen, wobei die Ergebnisse mit Vorbehalt belegt werden. Sollten Nachtests der Schirme später ergeben, dass auch die veränderte Version des Enzo 2 normgerecht in den Flugtests reagiert, bliebe alles gültig; fielen die Modelle aber durch, gäbe es wohl nachträglich Disqualifikationen und eine ganz andere Rangliste.
Angeblich haben die Ozone-Designer mittlerweile selbst eingeräumt, dass es zwei verschiedene Baupläne des Enzos gibt. Allerdings wären Ihrer Meinung nach die Schirme im Sinne der EN noch als baugleich zu werten. Im Rahmen der EN ist es Sache der Hersteller festzulegen, in welchen Toleranzen ihre Schirme als gleichwertig einzuschätzen sind.
Sehr unbefriedigend bleibt die Lage für alle Enzo 2 Piloten im PWC. Sie fliegen nicht nur die weiteren Tasks des Superfinales mit einem Damoklesschwert über ihnen, sondern müssen auch befürchten, für den nächsten PWC in Mexiko im Februar vielleicht ohne zugelassenen Schirm dazustehen, falls die Nachprüfer dem getunten Enzo 2 das EN-D verweigern sollten.