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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Kaspar kurz vor seinem Sieg
Foto: Red Bull
David über Monaco und...
Foto: Red Bull
kurze Zeit später als zweiter im Ziel
Foto: Red Bull
Boxis Landung am Strand
Foto: Red Bull
Foto: Red Bull
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Boxi
Foto: Red Bull
Siegerehrung, links Team Frankreich, mitte Team Schweiz I, rechts Team Deutschland I
Foto: Red Bull
Die Route von Boxi (rot) und David (blau)
An den nächsten Tagen durfte Supporter Hans endlich wieder so fliegen wie er will
Foto: Maya Walter
Foto: Maya Walter
Foto: Maya Walter

26.7.03 Finale

Die Sonne scheint übers Eck und im Bus ist es ruhig, nichts erinnert mehr an die unruhige Nacht, in der ich so oft aufgewacht bin, als der Sturm am Hochdach riss. Jetzt ist es noch bitterkalt und wir essen Müsli im Auto. Ein kurzer Spaziergang zum Gipfel lässt alle Hoffnungen auf einen Start verschwinden- die Böen erreichen immer noch Spitzen um die 55 km/h. Wir entscheiden uns auf einen vorgelagerten, etwas tiefer gelegenen Hügel im Lee abzusteigen. Der Weg dorthin führt über einen grimmigen Grat und einen steilen Geröllkegel, bei dem Hans fast gestreikt hätte. Fluchend und genervt überwindet Hans diese Hürde und ich bin froh, dass ich ihn nicht überreden musste, da entlang zu gehen. Während der Startvorbereitungen bilden sich die ersten Cumuli und es ist erst halb zehn! Die Wolken tanzen  wie wild aus dem Lee der Bergflanken. Wie turbulent mag es wohl gerade in der Luft sein, geht es mir durch den Kopf. Gegen 10 Uhr starte ich gegen Westen und schwenke in die Südseite, dort wartet bereits der erste Bart. Zuerst langsam, dann aber für die Tageszeit ungewöhnlich stark trägt es mich an die Basis auf über 3000 Meter. Dem Tinee Tal auf den Osthängen folgend zeigt das GPS zwischen 50 und 60 km/h und die Wolken bilden sich auf der Idealroute. Auf Höhe St. Sauveur wechsle ich gegen 11 Uhr die Talseite und lande auf 2000 Meter unterhalb des Mt. Giraud, da noch keine Wolken die Thermik anzeigen. Im Moment bin ich  David wieder um ca. 20 km voraus, aber ich muss noch eine halbe Stunde warten, bevor es weitergeht. Gegen 12 Uhr fliege ich weiter über den Flugberg Pic de Colmiane, dann weiter über den Mt. Tournairet und quere letztendlich zur Pierre Plate und muss 25 km vor dem Ziel abermals einlanden. Ab jetzt bekomme ich keine Info mehr, wo sich David Dagault befindet, da sein EAST ausgefallen ist. Ich treffe auf einen Hochseilgarten, deponiere Überflüssiges wie meinen Overall und nehme nur noch das Nötigste mit. Am Gipfel starte ich gegen 13 Uhr, quere mehrere unlandbare Gebiete und lande schließlich 16 km vorm Ziel im Valle du Carrei. Immer noch weiß keiner, wo David steckt, nicht einmal die Organisation kann mir Auskunft geben. So wandere ich mit einem Gefühl der zufriedenen Gelassenheit dem letzten Wendepunkt entgegen, dem Mt. Gros. Der Versuch von Hans mir den kürzesten Weg dorthin zu erklären führt zu einem nervenden Irrlauf am letzten Tag des Rennens. Ich habe keine Karte bei mir und so habe ich keine Ahnung, wo die Wende ist. Ich orientiere mich an den Antennen, die sich später als die Falschen herausstellen sollten und so stehe ich gegen 9 Uhr abends vor der Millitärstation am Gipfel. Leider ist die Station nicht zu erobern und so muss ich versuchen, aus dem Gestrüpp unterhalb der Mauern herauszustarten. Mit Maccia bis in die Unterhose reiße ich den Schirm aus den Büschen, die einen Start für gewöhnlich unmöglich erscheinen lassen, aber es ist die einzige Möglichkeit, noch heute das Ziel zu erreichen und nicht wieder absteigen zu müssen. Mit einem Satz von einem Felsvorsprung entkomme ich dem Wahnsinn und fliege! Jetzt in der Luft kann ich wieder telefonieren und ich rufe Hans an und frage ihn, wo ich hinfliegen muss. Er sieht mich nicht und so schreien wir uns noch einmal richtig an, weil jeder noch einmal so richtig Dampf ablassen muss. Ich rufe Racedirector Steve an und dabei verabschiedet sich der Akku vom Handy- na ja, den Strand treffe ich auch ohne Hilfe. Tatsächlich höre ich schon vom Strand die ersten Zurufe des Kamerateams und ich lande glücklich am Strand von Roquebrune. Das Interview wird erst einmal abgeblockt und ich springe ins Meer- welch ein unbeschreibliches Gefühl!

Kaum zu glauben, nach nur 13 Tagen bin ich aus meinen heimatlichen Bergen bis hierher ans Meer gesegelt, und das obwohl es nach den ersten Tagen unmöglich erschien Monaco innerhalb des 3-wöchigen Zeitrahmens überhaupt zu erreichen. Die unglaubliche Aufholjagd ließ mich immer euphorischer werden und so den letzten Teil des Rennens zu einem großen Vergnügen werden.

Leider erreichen nach uns dreien keine weiteren Teams mehr das Ziel. Trotzdem haben alle Unglaubliches geleistet und werden wohl noch lange von ihren Erlebnissen zehren.

Hans:

An diesem Tag kann ich Boxi nach meinem Rückweg  zum Bus nicht mehr bis zur zweiten Wende einholen. So sind mir die Hände gefesselt und Boxi auf sich allein gestellt. Dies prophezeite ich ihm schon jeden Tag. Als ich nach der Rally Monte Carlo endlich nach Monaco komme, begrüßt mich zur Draufgabe der Stadtverkehr und David mit einem Helikopter über dem Ziel. Die Suche nach dem Mont Gros Startplatz ist sehr anstrengend und nervenaufreibend, wenn man noch nebenher ständig telefonieren darf.

Oben angekommen komme ich erst mal zum Frühstücken am Abend.

Endlich segelt nach tausend Telefonaten oder abgeblockten Telefonaten Boxi an einem vorbei in Richtung Ziel. Damit seine Freude nicht zu groß wird lasse ich per Telefon nochmal richtig Dampf ab, der sich während der letzten13 Tage angestaut hat.

Die Odyssee ging weiter, bis ich endlich den Beachclub erreicht habe. Geschafft Boxi und sein Bus sind heil und gesund nach Monaco gebracht. Nur die Klimaanlage gab den Geist auf.

Total verschwitzt aber erleichtert begrüße ich Boxi. Zurück in der Zivilisation. Eigentlich sehne ich mich nach einer Dusche, aber wir müssen ins Restaurant. Dort werden wir von der hervorragend arbeitenden Red Bull Organisation empfangen und natürlich können wir Team Schweiz Kaspar Henny, Maya Walter und Team Frankreich David Dalgault und Nicky gratulieren. Das Büffet ist reichlich und lecker. Das Bier und der Wodka Red Bull mundet. Die Eindrücke der letzten 13 Tage werden ausgetauscht bis Schicht im Schacht ist. Zum Glück sind wir noch am selben Tag angekommen wie Kaspar, so haben wir noch zwei Tage Zeit zu relaxen. Baden, Schlafen, Essen, Trinken, Ratschen, und natürlich Red Bull X-Alps im Internet absurfen und mit den anderen Teams mitfiebern.

48 Stunden nach Kapars Zieldurchlauf gehen die ersten Red Bull X-Alps zu Ende und alle Teams treffen am Abend zur Siegerehrung in Monaco ein. Prinz Albert ließ sich die Siegerehrung nicht entgehen und verlieh den 3 Athleten die olympischen Medallien von Monaco. Nach ca. zwei Stunden Unterhaltung mit den Athleten geht es wieder weiter in seinem Terminplan. Später gewähren seine Medallien uns mit kurzen Hosen und Turnschuhen noch Einlass in eine Club. Nach einer kurzen Erfrischung  im Meer gibt's noch eine kleine Afterhour beim Südtiroler Team mit Speck und Schüttelbrot...

Am nächsten Tag heißt es schweren Herzens Abschied nehmen.