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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Der Besuch...
von Freunden...
tat Boxi sichtlich gut
Foto: Red Bull
Foto: Red Bull

19.7 Blau durchs Engadin

Bereits in der Früh ist gute Laune angesagt- das Wetter zeigt sich von der besten Seite und ich stapfe vergnügt in Richtung Hochimst. Dort angekommen, gibt es von Freunden noch einen Kaffee mit auf den Weg. Gerade in dieser Ecke war ich noch nie zuvor und ich genieße die Landschaft.

Gerade als ich oben ankomme, trudelt die restliche Streckenfliegermeute per Sessellift ein.

Auch Willi Brunner kommt an diesem schönen Tag nach Hochimst um auf Strecke zu gehen und wir begrüßen uns mit  Freude. Schon vor 8 Jahren hatten wir uns in Spanien kennengelernt und die wildesten Finkafeste gefeiert. Er müsse sich erst einmal orientieren, da er das erste Mal hier sei, sagte er beim Vorbeigehen. Erst viel später erfahre ich, dass er an diesem Tag nach einem Schlaganfall am Arlberg ums Leben gekommen ist. Hier, da ich diese Zeilen schreibe, möchte ich meinem Fliegerfreund Willi gedenken.

Gegen 11 Uhr 30 starte ich, nachdem meine Kollegen die ersten Bärte markiert haben. Besonders Steffe bemüht sich vorauszufliegen, um mir die ersten Kilometer zu erleichtern. Er zeigt mir auch, wo ich besser nicht hinfliegen soll, denn als ich von der Silberspitz die Querung zum Venet ansetze, säuft er gerade weiter im Westen an der Parseierspitze ab. Mit 100 Metern über dem Venet, kann ich den unzuverlässig pulsierenden Bart aus der Südseite finden und quere erfolgreich weiter ins Engadin. Walter Holzmüller, der sich für den Start vom Venet entschlossen hat, konnte den Tag nach einem Absaufer nicht richtig nutzen und fiel zurück.

Entlang des Engadins läuft es mit Blauthermik wie am Schnürchen - mit bis zu 4500m und einer Menge Segelflieger als Begleitung wird es erst am Piz Linard wieder so richtig spannend. Mit Maximalhöhe versuche ich direkt über den Flüelapass zu fliegen, muss aber wieder umdrehen, da keine Thermik in diesem Bereich zu finden ist. Wieder am Piz Linard angekommen, kann ich an der Westseite aufsoaren, als der Slowene Uros zwischenzeitlich im Direktflug Richtung Davos über mich drüber fliegt. Das schau ich mir jetzt in Ruhe an und entscheide mich dann für eine Route, denke ich mir, und als Uroz geradewegs im Tal verschwindet, fällt s mir leicht einen kleinen Umweg nach rechts zu fliegen um dann von der Seite über Klosters Richtung Davos zu queren. Der Talwind im Prätigau lässt keinerlei Thermik für den Weiterflug nach Chur zu, und so lande ich oben am Gotschnagrat ein und steige auf zum Weissfluh. Zwischen den Schieferplatten finde ich in der Nähe vom Weissfluhjoch eine Stelle zum Starten. Nur zur eigenen Beruhigung gebe ich Hans Bescheid, dass ich hier oben rausstarten werde und er sich mit der X-alps Organisation kurzschließen soll. Der Wind pfeift hier etwas undurchschaubar durch die Bergflanken und nur für den Fall, dass ich die Situation falsch einschätzen sollte, wollte ich Hans meine Absicht mitteilen. Der Start klappt problemlos und erleichtert versuche ich an den spät angestrahlten Nordwestwänden Höhe zu gewinnen. Nur mit wenigen Metern mehr mache ich mich auf den Weg nach Chur und kann nur Dank bereits einsetzender Umkehrthermik in Talmitte noch 500 m gut machen, um so bis kurz vor Chur zu gleiten.  Durch die enge und unlandbare Schlucht vor Chur gehe ich dann doch lieber zu Fuß hinab. Das Treffen mit Dani Loritz in einer Pizzeria in Chur ist sehr aufschlussreich und lustig. Er schaut uns fast mitleidig an und erweckt nicht den Eindruck, tauschen zu wollen.  Dani klärt uns über die unterschiedlichen Mentalitäten der Schweizer, Österreicher und Deutschen auf und spendiert uns das Abendessen (schweiz. Nachtessen). Allerdings hängen mir die Spaghetti Frutti di Mare mehr als schwer im Magen und so bin ich froh, nur noch einen kleinen Verdauungsspaziergang bis zum Bergfuß des Calanda machen zu müssen, von dem ich morgen starten werde.

Hans:

Nach einem kurzen Flug kaufe ich noch schnell ein paar Kleinigkeiten ein, bevor ich die Filme in Pfunds bei der Rennleitung abgebe. Nach einem kurzen Interview komme ich Boxi kaum noch mit dem Auto hinterher.