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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Meister beim Start
Foto: Red Bull
Supporter Hans mit seinem "Werkzeug" bei der Arbeit
Foto: Red Bull

Foto: Red Bull

17.07 Zillertaler Nightmare

Bereits um 6 Uhr treibt es mich aus dem Bett. Die Front ist durch und der blaue Himmel lässt nichts von dem unwetterartigen Gewitter erinnern. Über eine halbe Stunde werden die Füße eingetaped und schon um 7 Uhr mache ich mich auf die Socken Richtung Kreuzjoch. Verflixt, eine falsche Abzweigung und ich muss durch eine nasse Wiese laufen- es kommt wie es kommen muss, die Füße sind nass und alle Pflaster lösen sich auf. "Hans, du musst raufkommen und frische Socken und Schuhe mitnehmen", bitte ich am Telefon. Es dauert mir viel zu lange, bis er kommt, aber mit nassen Füssen weiterzulaufen macht überhaupt keinen Sinn! Hans kämpft sich mit dem Allrad Mitsubishi bis zu mir hoch und versorgt mich mit dem Notwendigsten. Gegen 11 Uhr bin ich an einem Startplatz, an dem der Ostwind zügig heraufstreicht. Wo genau ich mich befinde, weiß ich nicht, aber das Kreuzjoch ist bereits im Nebel, und ich werde versuchen, ostseitig Richtung Inntal zu kommen. Bis ich startklar bin lässt der Wind nach und der Nebel hüllt die Gipfel rund herum ein- jetzt wenigstens nach Norden abgleiten, denke ich mir und starte in die Schwaden. Durch ein letztes Loch im Nebel erkenne ich eine Hochalm mit einer kleinen Strasse- die sieht gut aus. Ich lande neben dem verdutzten Almbauer, der gerade Kesselfleisch selcht. Die Stimmung wirkt duster, da der Nebel bereits dicht geworden ist. Ich frage um eine Brotzeit und um eine Wegbeschreibung. Gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg und steige weiter hoch, da immer wieder Wolkenlücken einen Flug möglich erscheinen lassen - nur befinde ich mich ostseitig vom Zillertal und das heißt, ich muss weiter hoch um nach Westen starten zu können. Ich erreiche den Rifflerkogel, aber der starke Wind und der Nebel lassen einen Start unmöglich zu - ich beschließe zu warten. Im Schirm eingehüllt schlafe ich eine Stunde, entscheide mich anschließend wieder zum Abstieg. Da ich keine Karte dabei habe (ich kenn mich ja schließlich aus hier…) gehe ich nach Gefühl kreuz und quer nach unten. Der Nebel ist so dicht, dass ich öfter wegen Schluchten und Felskanten wieder zurückgehen muss. Nach zwei Stunden Plagerei durch Blaubeerstauden und Schotterreißen komme ich etwa dort heraus, wo ich es schon vermutet hatte, an den Kapaunsalmen. Der Nebel lichtet sich und ich überlege, ob ich nicht trotz Seitenwind rausstarten soll, als es donnert. Ok, dann schnell zu den Hütten, der kurze Sprint hat sich gelohnt, denn gerade an der ersten Hütte angekommen, fängt es schon kräftig an zu regnen. Ich bitte um einen Unterstand in der Hütte und ein knorriger alter Senner gewährt mir Einlass in die warme Hütte. "Wou kummscht dän her", fragt er mich, während er einen Schnaps auf den Tisch stellt. "Des is a lange Gschicht" , sage ich und wir unterhalten uns über Gott und die Welt, als diese draußen unterzugehen scheint.

"Kounscht feih ruach dou blaibm, brauscht nimma oire gänga ba döm sauwedda, kounscht in da Komma schlofn". Als er mir nach einer ordentlichen Brotzeit die Kammer zeigt, bitte ich ihn, mich gleich hinlegen zu dürfen (das Bier macht müde). Nach diesem erholsamen Schlaf verabschiede ich mich und verspreche ihm, dass ich ihn schon bald wieder mit dem Bike besuchen kommen werde. Meinen tollen Hut vergesse ich bei ihm in der Hütte.

Aus einer Waldlichtung kann ich gegen 7 Uhr noch nach Stumm im Zillertal abgleiten und mit schmerzenden Füssen schleppe ich mich ins Inntal.

Hans:

Die Red Bull Wetter-SMS vom Schweizer Wetterdienst spricht von keiner Front, warum auch es regnet ja in der ganzen Schweiz, und es maschieren 4 Gewitter hintereinander an, so dass ich ab sofort die Wetterprognosen von Freunden und vom Hans Bausenwein einhole. Während Boxi auf den Kapaunsalmen schläft, suche ich vergeblich einen geeigneten Pennplatz im stark besiedelten Zillertal. Schließlich suche ich noch ein Internetcafe, um mich über unseren miserablen Stand im Rennen zu informieren.