X
Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV
Wertvolle Preise
Volles Haus
Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst eröffnete den XC-Sportlertag.
Ralph Schlöffel führte souverän durch das Programm.
Rekorde in Quixada werden nicht geschenkt, wie Burkhard Martens eindrucksvoll demonstrierte.
Auf dem Weg zum 400er!
Walk&Fly führt zu den Ursprüngen unseres Sports zurück.
Bereits die ersten Kumuli!
XC-Deutsche Meister Standard: vl. Stefan Lauth (3), Christoph Bessei (1), Oliver Teubert (2)
XC-Deutsche Meister Sportklasse: vl. Simon Wamser (3), Berni Koller (1), Andreas Egger (2)
XC-Deutsche Meister Performance: vl. Sebastian Huber (3), Dietmar Siglbauer (1)
XC-Deutsche Meister Flexible Drachen: vl. Rudolf Aumer (3), Markus Ebenfeld (1), Wolfgang Aumer (2)
XC-Deutsche Meister Starrflügler: vl. Dieter Müglich (3), Patrick Ruber (1), Reinhard Pöppl (2)
XC-Deutsche Meisterinnen: vl. Ursula Pötsch (3), Brigitte Kurbel (1), Yvonne Dathe (2)
XC-Deutsche Meisterin Flexible Drachen: vl. Melanie Fricke (3), Corinna Schwiegershausen (1)

XC-Sportlertag 2014

Text und Fotos Benedikt Liebermeister

Zur Jahrestagung

Photogallery am Ende des Textes

Siegerehrungen und erstklassige Vorträge in Bild und Ton zur XC-Praxis

Rottach-Egern am Tegernsee war der geeignete Platz für den XC-Sportlertag, denn vom Wallberg, dem Hausberg der Tegernseer, sind schon hervorragende Strecken geflogen worden. Auch der Veranstaltungsort, das Seeforum, war gut gewählt, denn das Flachdach gab einen anständigen Landeplatz her, wie Sebastian Huber eindrücklich bewies. Als Red Bull X-Alps Teilnehmer 2015 muss er jede Gelegenheit zum Üben nutzen.

Trotz strahlendem Sonnenschein war das Seeforum gut gefüllt, denn mittlerweile hat sich rumgesprochen, dass die alljährlichen Vorträge erstklassig sind. Moderator Ralph Schlöffel geht in seiner Rolle voll auf, deshalb sind auch Siegerehrungen äußerst kurzweilig. Zu jedem Sportler bietet er eine kleine Geschichte, stellt informative Fragen und bereitet Siegerflüge kenntnisreich und detailliert auf. 

Erstklassige Vorträge

Burkhard Martens hat früh in der Saison 2013/14 Meilensteine gesetzt. Ende Oktober/Anfang November flog er in Quixada/Brasilien dreimal über 300 Kilometer. Mit seinem weitesten Flug über 397,9 Kilometer holte er sich den neuen Deutschen Rekord über freie Strecke. Doch der Weg dorthin war alles andere als geschenkt. Insgesamt sieben Wochen in drei Reisen hat Burkhard im brasilianischen Niemandsland verbracht, die meiste Zeit davon am Pool im Hotel in der Nähe des Startplatzes. In Quixada trifft sich die Gleitschirmelite zum Rekordfliegen. Trotzdem stehen nach der ersten Stunde mehr als die Hälfte der Piloten am Boden, an einem guten Tag fliegen nur wenige wirklich weit.

Anhand von eindrucksvollen Fotos dokumentierte Burkhard seinen Weg zum Erfolg. „Dort liegt nach 15 Kilometern das erste Dorf. Da kannten mich die Kinder schon mit Namen, so oft bin ich dort abgesoffen, „sagte er bescheiden. Doch Beharrlichkeit und wachsende Erfahrung zahlten sich aus, von Tag zu Tag lief es besser und schließlich gelang ihm der große Wurf. Fasziniert begleiteten ihn die XC-Fans auf seinem Flug, so mancher hat sich im Kopf schon eigene Pläne für den nächsten Winter zurecht gelegt. 

In brillanten Filmbeiträgen zog Torsten Hahne die Zuschauer mit einer völlig anderen Spielart unseres Sports in den Bann. Walk&Fly im Goldenen Oktober. Torsten lebt in Siegsdorf, nicht weit vom Hochfelln. Für die Hochfelln-Flieger liegen die Leoganger, Loferer und das Steinerne Meer praktisch vor der Haustür. Die Südwände dieser beeindruckenden Gebirge produzieren auch im Herbst noch kräftige Thermik, die Szenerie ist durchaus mit den Dolomiten zu vergleichen.

Aufstieg im Morgennebel, langsam brechen die ersten Sonnenstrahlen durch das milchige Grau. Nach drei Stunden Wanderung erreichen die Piloten eine exponierte Wiese unterhalb der Felswände. Über den Gipfeln habe sich bereits Bilderbuch-Cumuli gebildet. Perfekter Wind von vorn, ein müheloser Start, sanft hebt sich der Gleitschirm über den ersten Grat. Bald ist der Gipfel erreicht, eine karge, steinige Hochebene breitet sich aus, durchsetzt von ewigen Schneefeldern. „Ich glaube, ich muss doch wieder in Berge zum Fliegen, ich habe ganz vergessen, wie schön es da ist“, kommentierte Flachland-Crack Armin Harich die Beiträge.

The Winner is........

Jetzt zum Herzstück des Sportlertages: Der Ehrung der Deutschen Meister 2013 im Streckenfliegen, der Pilotinnen und Piloten, die ein Jahr unermüdlich um den Sieg gekämpft haben. Der DHV-Vorsitzende Charlie Jöst und Sportvorständin Yvonne Dathe gratulierten, die Sportler zollten gebührend Beifall.

Die Saison begann sehr durchwachsen, das Pfingstwochenende bescherte Jahrhunderttage, dann stürzte der Sommer komplett ab. Trotzdem erfuhr der DHV-XC erneute Steigerungen. 4200 Piloten reichten mehr als 89.000 Flüge ein, flogen mit 1.400.000 Kilometern fast 36 Mal um die Erde und umrundeten 10.790 FAI-Dreiecke.

Herausragend ist die Leistung von Christoph Bessei. Der 23jährige gewann die Deutsche Meisterschaft im Streckenfliegen in der Standardklasse-Gleitschirm mit mehr Punkten als die Sieger der Sport- und Performance-Klasse. Dazu hat er alle Flüge von Deutschland aus gestartet, die Juniorwertung ging auch noch an ihn. Platz 2 geht an einen alten Bekannten, Oliver Teubert, der schon mehrmals die Sportklasse gewonnen hatte, den dritten errang Stefan Lauth, der den längsten Flug mit 11 Stunden und 33 Minuten hingelegt hat. Die Deutsche Meisterschaft in der Sportklasse holte sich Berni Berni Koller, für die Älteren noch ein Begriff. Berni war bereits 1993 und 97 Deutscher Meister und flog erfolgreich im World Cup. Auf Platz 2 kam Andreas Egger, auf 3 Simon Wamser, der auch die Newcomer-Wertung für sich entschied. Überraschung in der Performance-Klasse. Dietmar Siglbauer wird Deutscher Meister, doch geflogen ist er mit einem Mistral 7, einem Standardschirm. Daniel Tyrkas gelang das größte FAI mit 272 Kilometern, Platz 2. Ein Multitalent ist Sebastian Huber auf Platz 3, Borderline-Gewinner 2014 und 13, der sich, wie schon erwähnt, für die X-Alps qualifiziert hat.

Frauenpower

Eine Riesenleistung hat auch Brigitte Kurbel hingelegt. Der zweite Deutsche Meistertitel in Folge, die erste Dame, die ein 200-FAI geflogen ist, auch in der Gesamtwertung Sportklasse auf einem hervorragenden 6. Platz. Auf 2 und 3 folgen Yvonne Dathe und Ursula Pötsch. Für Yvonne, gleichzeitig auch DHV-Sportvorständin, ein weiterer Titel, denn sie gewann Bronze bei der Europameisterschaft in Serbien. Außerdem wurde auch sie für die X-Alps nominiert. Leidensfähige Passagiere hatten Wolfgang Nöhrig, Dominik Binner und Horst Altmann. Belohnt wurden die Mühen mit Platz 1-3 bei der Deutschen Streckenflugmeisterschaft im Tandem. Seit Jahren das gleiche sympathische Gesicht. Erwin Auer dominiert im Flachland und siegte in der Deutschen Meisterschaft und im Deutschlandpokal. Doch der Erwin kommt ins Grübeln, sieht auch die Nachteile der Jagd nach Punkten. Die schönsten sind meist nicht die weitesten Flüge. In beiden Wertungen auf Platz 2 Sebastian Huber, der sich auch im Flachen pudelwohl fühlt. In der Deutschen Meisterschaft flog Armin Harich auf Platz 3, der als erster einen 300ter im flachen Deutschland hingelegt hat. Ralf Knopp im Deutschlandpokal auf 3, gestartet nur aus der Winde! Der beste Verein sind die Hochfellner, in der Bundesliga setzte sich die Bayerwälder vor dem Turnverein Bissingen und den Tegernseern durch. Am meisten Stunden im Funcup sammelte Danny Oberender vor Bernd Kopera und Karl-Eugen Enderle.

Flexibel und Starr

Nichts Neues bei den flexiblen Drachen. Markus Ebenfeld hält den Meistertitel. Doch die Jugend klopft fleißig an, der beste Junior Wolfgang Aumer flog auf den 2. Platz. Gefolgt vom Vater Rudolf Aumer (3). Auf dem Thron bequem gemacht hat es sich auch der Patrick Ruber. Deutscher Meister im Streckenfliegen bei den Starren. Dabei fliegt er erst seit 3 Jahren Drachen, vorher jedoch sehr erfolgreich Gleitschirm. Auf die Frage, wo liegt der Unterschied, antwortete er: „Die Taktik ist gleich, aber ich kann mich viel besser auf den Flug konzentrieren, da mir das Fluggerät in Turbulenzen nicht plötzlich wegklappt.“ Urgestein Reinhard Pöppl räumte so richtig ab. Platz 2 bei den Starren, 1. Platz in der Deutschen Meisterschaft im Flachen und im Deutschlandpokal. Dritter bei den Starren wurde Dieter Müglich. Im Flachland landeten Ralf Miederhoff auf 2 und Hans Kiefinger auf 3, der holte sich auch den 3. Platz im Deutschlandpokal. Hier kam Bernd Otterpohl auf den 2. Platz. Seit Jahren Deutsche Meisterin ist Corinna Schwiegershausen vor Caroline Greiser und Melanie Fricke. Bester Newcomer Oliver Heuler. Mit Turm gewann Tom Becher, dahinter Peter Waldmann (2) und Andreas Kirschstein (3). Wie immer hatten die Ruhpoldinger in der Vereinswertung die Nase vorn, ebenso in der Bundesliga, dahinter die Drachen- und Gleitschirmfliegerclubs aus dem Südschwarzwald (2) und aus dem Bayerwald (3). Am längsten unterm Drachen hing Timo Andree vor Winfried Oswald und Arnold Schmid im Funcup.

Leistung lohnt sich. Großzügige Sponsoren und der DHV bedachten die Sportler mit wertvollen Preisen von Hi-Tech-Varios über schnittige Helme bis zu hochwertigen Overalls und vielem mehr.

Wetterkapriolen

Das Wetter ist beim Fliegen ein entscheidender Faktor. Je besser die Prognosen, umso größer die Erfolgschance. Ein Garant für verlässliche Prognosen war Stefan Hörmann. Sein Gleitsegelwetter (GFS) war die Grundlage für viele weite Flüge. Leider ist er im Oktober plötzlich und unerwartet verstorben. Der Sportlertag gedachte ihm in einer Schweigeminute.

Ein weiterer Garant für verlässliche Prognosen ist DHV-Wetterexperte Volker Schwaniz. Er beantwortete in seinem Vortrag die Frage: Was lief schief beim Wetter 2014?
Denn nicht nur, dass das Wetter meist schlecht war, die Prognosen waren noch schlechter. Zum Teil lag es daran, dass wir sehr spezielles Wetter benötigen, um rundum zufrieden zu sein. Sonne allein reicht nicht, kein Föhn, wenig Wind, labil - aber nicht zu viel usw...Doch der Kern der Problems lag in der komplexen Großwetterlage, gekennzeichnet durch eine anhaltend labile Schichtung (Höhenkaltluft über Deutschland) und einem – wenn überhaupt – nur schwachen Hochdruck.

Besonders versagt haben dann die beliebten Wetter-Apps, die sich automatisch nur aus Modellrechnungen generieren und dabei mehrtägige Vorhersagen liefern. Hier ist das gute, alte, handgemachte Textwetter immens im Vorteil, zu finden auf der DHV-Homepage, bei Austrocontrol und dem Deutschen Wetterdienst (DWD). Mehr zum Thema im März/April-Info.

Spannend, informativ und unterhaltsam waren die Vorträge. Die Deutschen Meister persönlich zu treffen und mit ihnen zu feiern, war auf jeden Fall eine Reise wert.

 

 

Der Sportlertag in Bildern

XC-Deutsche Meister Tandem: vl. Horst Altmann (3), Wolfgang Nöhrig (1), Dominik Binner (2)
DHV-Sportvorständin und Deutsche Vizemeisterin im Streckenflug Yvonne Dathe nimmt 2015 an den Red Bull X-Alps teil.
Der Wetterfrosch hat versagt 2014!
DHV-Wetterexperte Volker Schwaniz erklärte warum.
XC-Deutsche Meister GS Flachland: vl. Armin Harich (3), Erwin Auer (1), Sebastian Huber (2)
Sieger GS Deutschland-Pokal: vl. Ralf Knopp (3), Erwin Auer (1), Sebastian Huber (2)
XC-Deutsche Meister HG Flachland: vl. Hans Kiefinger (3), Reinhard Pöppl (1)
Sieger HG Deutschland-Pokal: vl. Hans Kiefinger (3), Reinhard Pöppl (1), Bernd Otterpohl (2)
Sieger Turmdrachen: Andreas Kirschstein (3), Tom Becher (1), Peter Waldmann (2)
Bester Junior GS: Christoph Bessei
Bester Junior HG: Wolfgang Aumer
Bester GS Newcomer: Simon Wamser
Sieger GS Vereinswertung: Hochfelln Flieger Bergen
Sieger Vereinswertung: Delta Club Bavaria Ruhpolding
Sieger GS Bundesliga: Drachen- und Gleitschirmclub Tegernseer Tal (3), Turnverein Bissingen (2), Drachen- und Gleitschirmclub Bayerwald (1)
Sieger HG Bundesliga: Delta Club Bavaria Ruhpolding (1), Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Südschwarzwald (2), Drachen- und Gleitschirmclub Bayerwald (3)
Sieger GS Funcup: Karl-Eugen Enderle (3)
Sieger HG Funcup: vr. Winfried Oswald (2), Timo Andree (1), Arnold Schmid (3)
Burkhard freut sich über seinen Rekord.
Dort wird das Wetter schön!