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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

Gleitschirm-Höhenweltrekord-Versuch am Everest

Abbruch des Weltrekordversuchs nach Unwetter-Warnung

Piloten des Papillon Racingteams haben das Lager aufgegeben und treten Rückmarsch an

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge trennen sich die Teilnehmer der deutsch-österreichischer Himalayaexpedition vom "Dach der
Welt": Nach der geradezu vernichtenden Wettervorausschau des Innsbrucker Meteorologen Charly Gabl mit Hurrikan-Vorhersage musste sich die Gleitschirmflieger-Gruppe um Andreas Schubert (Papillon Flugschulen, Poppenhausen-Wasserkuppe) und Höhenweltrekordler Mike Küng auf den schnellstem Wege ins Tal begeben. "Unser Vorhaben, möglicherweise noch einige Tage länger hier oben zu bleiben und uns dann mit dem Helikopter ausfliegen zu lassen, ist aufgrund dieser Wetterwarnung nicht realisierbar. Wir müssen das Lager aufgeben."
Für Andreas Schubert als Expeditionsleiter und verantwortlich für die Piloten des Papillon Racingteams war damit der Abbruch des Weltrekordversuchs unumgänglich. Ausführlich hatte sich die Gruppe mit dem Innsbrucker Wetterpapst per Satellitentelefon beraten, der allerdings keinen Zweifel daran ließ, dass weitere Flugversuche in den kommenden sechs Tagen nicht mehr umgesetzt werden können. "Passt auf, geht kein Risiko ein und tretet den Rückweg an,"  lautete die Empfehlung von Gabl. Letzter Kommentar per Satellitentelefon vor dem Rückmarsch von Andreas Schubert: "Wir konnten heute Morgen noch tolle Flüge bei herrlichstem Wetter umsetzen, doch jetzt ist die Schlecht-Wetter-Front im Anmarsch. Ich bin sehr froh, dass alle wohlauf sind und wohlbehalten nach Hause zurückkehren werden, denn in dieser dünnen Luft zu fliegen, ist wirklich schwierig." Am Mittwoch werden die Expeditionsteilnehmer am Frankfurter Flughafen zurückerwartet.

Eines ist gewiß: Das Thema Höhenrekord am Mount Everest ist für die das Team nicht abgeschlossen, im nächsten Jahr soll ein erneuter Vorstoß unternommen werden. Dass die Filmaufnahmen auch ohne Höhenrekord dennoch genügend Material für spannende TV-Sequenzen bieten werden, darüber sind sich alle  - einschließlich des begleitenden RTL-Teams, einig. "Hier oben zu fliegen, ist einfach sensationell" bestätigt Mike Küng, der in den Trainingsflügen eine Höhe von 6.500 Metern ohne Sauerstoff erreicht hat. Höhere Flüge wären möglich gewesen, bedingen jedoch schwächeren Höhenwind, der zu keinem Augenblick der letzten Tage unter 100km/h lag und jetzt auf über 140 km/h anwachsen soll.


Erste Erfolge bei deutsch-österreichischer Himalayaexpedition - 6.500 Meter bei Trainingsflug ohne Sauerstoff erreicht.

6 Uhr am frühen Morgen und Minus 10 Grad im Sargamatha Nationalpark - Frühstückszeit ist für die Teilnehmer der Everest-Expedition angesagt Am zweiten Tag im Basecamp ging es endlich zum ersten Mal für das internationale Team unter Leitung von Andreas Schubert und mit Beteiligung des Weltrekordfliegers Mike Küng mit dem Gleitschirm in die Luft. Nach einer glasklaren Nacht war gutes Flug- und Fotowetter zu erwarten. Und genau das hatte auch der Innsbrucker Meteorologe Charly Gabl prognostiziert: Aufklaren und gute Flugbedingungen. Nach dem Frühstück erreichte die Gruppe bereits um 9 Uhr den Startplatz in rund 4.800 Metern Höhe. Mike Küng, Höhenweltrekordler aus Österreich, konnte nach dem Start schon um 10 Uhr morgens 1.500m überhöhen. Während die anderen Teampiloten zu einem Trainingsflug mit ihren Sauerstoffsystemen hinab nach Dingboche starteten, stieg Mike ohne Sauerstoff mit einem Adler zusammen in die Thermik ein. Bei 6.300 Meter fielen die Varios und eine Helmkamera aus. Nur die von dem Kamerateam mit externem Strom versorgte zweite Kamera hielt den tiefen Temperaturen von ca. minus 20 Grad Celsius stand und übermittelte atemberaubende Bilder von Lhotse, Nuptse, Amadablam, Island Peak und einem sichtlich durch die Kälte gezeichneten Piloten. Aufzeichnungen dieses Fluges werden nach der Rückkehr der Gruppe von RTL in Stern TV gesendet. Kurz nach seiner Landung am Zusammenfluss der beiden Gletscher am Fusse des Chukung Ri zog wieder feuchte Luft in das Hochtal und senkte die Wolkenbasis auf unter 5.000 m ab. Das Tiefdrucksystem über Tibet hat nach wie vor Einfluss. Die Höhenwinde sind zu stark, die Südseite wird schon am späten Vormittag angefeuchtet. In der kommenden Nacht soll es in den trockenen Hochtälern wieder aufklaren. Morgen früh werden die Piloten des Papillon Racingteams erneut auf den Pokalde steigen und versuchen, über 7.000 m aufzusteigen.

Mike Küng und Expeditionsleiter Andreas Schubert sind sich sicher, dass die Südseite des Everest - Lothse Massivs bei schwachem Höhenwind Thermiken über 8.000m erflogen werden kann.

Bereits im Vorfeld hatte Mike Küng in Startplatzhöhe vor atemberaubender Kulisse vor Amadablam und Thamserku mit seinen Flugkünsten beeindruckt - die RTL-Kameraleute waren absolut begeistert und sind sich sicher, schon jetzt exklusive bewegte Bilder und hervorragende Filmaufnahmen für die geplante Stern TV- Dokumentation "im Kasten" zu haben.

Gleitschirm-Flieger reisen zum Dach der Welt. Am Mount Everest soll ein neuer Höhen-Weltrekord aufgestellt werden. Stern TV begleitet Everestexpedition von Rhöner Piloten.

Am Anfang stand eine Idee: Die Everest-Expedition mit dem Gleitschirm. Das jedenfalls hatte sich vor rund einem Jahr das achtköpfige Team des Rhöner Drachen- und Gleitschirmvereins unter Federführung des Vorsitzenden Andreas Schubert vorgenommen. Eine Idee, die mittlerweile ungeahnte Kreise gezogen hat: Begeistert von der Idee zeigte sich “Mad” Mike Küng, Höhen-Weltrekordinhaber und Gleitschirm-Testpilot aus Österreich, der jetzt das Team ergänzt und in der Thermik am Mount Everest einen neuen Höhenweltrekord aufstellen möchte. Doch damit nicht genug: Ebenfalls begeistert von diesem außergewöhnlichen Trip zeigte sich auch die Redaktion von Stern TV und wird die Gruppe mit einem zweiköpfigen Kamerateam zum Dach der Welt begleiten. Im Anschluss an den Trip sind sowohl Mike Küng als auch Andreas Schubert zur Ausstrahlung und zum Interview in die Stern TV-Sendung geladen.

Am vergangenen Montag haben die Piloten in Frankfurt das Flugzeug nach Kathmandu bestiegen und sind mittlerweile wohlbehalten angekommen. Am kommenden Sonntag wird sich die Gruppe bereits am Fuße der 8.500 m hohen Lothse Südwand, die als größte und höchste Südwand der Welt gilt, befinden. Der Lothse, rund 50 mal mächtiger als das Matterhorn, ist der viert höchste Berg der Welt und dem Everesthauptgipfel vorgelagert. Seit Monaten bereiten sich die Teilnehmer auf die Everestexpedition mit dem Gleitschirm vor. Seit über 20 Jahren gab es dort keine Flugversuche mehr. Wie wirkt sich die Höhe auf Talwinde, Thermik oder überregionale Winde aus? Wie verändert sich das Flugverhalten? Welches ist die beste Ausrüstung. Wie werden die Flüge dokumentiert? Was passiert mit der Kameratechnik in 8.000 m Höhe? Woher bekommen die Teilnehmer die besten Wetterdaten?Was passiert, wenn etwas passiert? Fragen über Fragen, die in den zurückliegenden Monaten beantwortet werden mussten.

Mike Küng jedenfalls zeigte sich begeistert von der Idee und von der Euphorie des Teams, nur getragen von der Kraft der Aufwinde, co2 frei binnen Minuten in Gipfelhöhen des Everest aufzusteigen.

Das Team:

Mike Küng, bekannt von seinem Stratosphärenflug mit dem Gleitschirm, ist die Hauptfigur im Weltrekordversuch, die höchste Thermikhöhe des Planeten zu erreichen. Mike kommt aus Österreich, ist seit 21 Jahren Profi- und Testpilot und hat bereits mit vielen extremen Flugmanövern auf sich aufmerksam gemacht.

Dr. Charly Gabl, Meteorologe aus Innsbruck, gilt als absoluter Himalayaexperte. Per Satellitentelefon steht er mit der Expeditionsleitung in Verbindung und kündigt die besten Wetterkonditionen an. Dr. Moritz Dau, praktizierender Arzt und Höhenbergsteiger aus der Schweiz, unterstützt die Piloten und Teilnehmer mit seiner großen Expeditionserfahrung.

Andreas Schubert, Flugschulleiter Europas größter Flugschule hatte die Idee auf einem Diaabend, mit dem Schirm die höchste Thermik der Welt anzufliegen. 

Die Anreise erfolgt zunächst über die nepalesiche Hauptstadt Kathmandu und führt über den abenteurlichen Inlandsflug mit einer TwinOtter nach Lukla. Dort wird die Expedition fertig ausgerüstet. Nahrungsmittel und Sauerstoff werden aufgeladen. Über 40 Sherpas sind mit dabei, die die komplette Ausrüstung an den Lothse tragen. Die ersten Tage dienen der Akklimatisierung. Die Schlafhöhe wird von Tag zu Tag während der Trekkingtour Richtung Everest um 300 Meter gesteigert. Moderne Komfortlodges, die erst vor wenigen Jahren erbaut wurden, bieten mit Doppelzimmern zunächst allen Komfort. Die Tagesetappen, vorbei an Klöstern, Sherpasiedlungen und eingebettet in einem atemberaubenden Gebirgsmassiv betragen 4 bis 6 Stunden Gehzeit. Am fünften Tag erreicht die Expedition bereits Dingboche in 4.400 m Höhe. Hier wird das Basislager der Teilnehmer eingerichtet. In den darauffolgenden Tagen versuchen die Piloten, nach Aufstieg zum Chukhung Ri, 5.000 m, in die Hochgebirgsthermik mit dem Paragleiter einzusteigen und den Lothse zu überhöhen. Ab dem Start wird mit Sauerstoff geflogen. Die Schirme werden eine Nummer größer gewählt. Die Geschwindigkeit ist in dieser Höhe rund 40 Prozent höher. Auch die Rettungsgeräte werden aufgrund der geringen Luftdichte vergrößert. Die Abhebegeschwindigkeit könnte kaum erlaufen werden. Daunenanzüge schützen die Piloten vor der extremen Kälte, die nach weiterer Überhöhung ein Temperaturniveau von minus 30°C erwarten lässt. Ziel der Expedition ist es, die bislang höchste von einem motorlosen Gleitschirm erflogene Thermikhöhe zu überbieten (7.750 m).  Die Thermik reicht an guten Tagen, die speziell im März und April am häufigsten sind, teilweise bis auf über 8.000 m.  Start und Fliegen am Chukhung Ri sind noch sicher. Trotz der hochalpinen Kulisse ist das Risikopotenzial mit Sauerstoffunterstützung dort eher gering. Erst die Lothse Südwand ermöglicht jedoch den ganz hohen Thermikflug. Mike Küng, amtierender Höhenweltrekordhalter, wird bei seinem Flugversuch die größte und höchste Südwand der Welt direkt anfliegen. Nur getragen von der Kraft des Aufwindes könnte es möglich sein, über 8.500 m zu erreichen. „Wenn es einer schaffen kann, dann er,“ hofft Andreas Schubert, der stolz ist, dass er Mike für diese Idee sofort begeistern konnte. Mit von der Partie ist auch der amtierende Juniorchallenge Sieger und mehrfache Clubmeister des RDG, der 26-jährige Alexander Füg.   Stern TV wird 20 Minuten über die Reise nach Nepal, die Expedition am Everest und die Flugversuche berichten.