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Deutscher Gleitschirm- und Drachenflugverband e.V.

DHV

News of the day

 

Samstag, den 13.09.2008 - Jihaaaa! Wir haben endlich einen Task

Hallo aus Spanien! Endlich - am letzten Tag platzte der Knoten! Tatsächlich wurde noch heftig diskutiert, ob wir nicht sogar zwei Tasks hinbekommen um auch den Titel des Deutschen Meisters auszufliegen. Dagegen sprach aber die Umsetzbarkeit. Alle Teilnehmer nach einer frühen ersten Runde einzusammeln und rechtzeitig auf den Berg zu bringen um noch einen zweites Rennen zu starten erschien uns bei den nicht besonders stark zu erwartenden Bedingungen als Husarenstück. Außerdem war die Bereitschaft, den einzig fliegbaren Tag zu zerstückeln und große Teile der thermischen Zeit mit Einpacken, Rückholen und einem zweiten Briefinf zu verbringen eher gering. Natürlich hätte es einige Toppiloten gereizt, nach diesem Titel zu greifen, aber auch sie räumten ein, dass es ein wahrscheinlich unsinniger Klimmzug sein würde.

Nachdem noch ein kleiner Koordinatenfehler für das Ziel bereinigt wurde, konnte es also losgehen. Zur Erleichterung vieler rief Dieter den einzigen und letzten Task aus. Um ein sportlich aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten wurde geklotzt und nicht gekleckert: Stolze 98km setzten wir an. Genügend Zeit für die Toppiloten, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nach ca. 35km war ein erster Pass mit einem wenig landbaren Tal voller terassenförmiger Kirschbaumgärten dahinter zu nehmen. Im Anschluss sollte das Terrain etwas leichter zu fliegen sein um nach ca. 65 in eine Art grüne Hochebene abzubrechen. Aufgrund des mit nur gut zehn km/h anstehenden Nordwindes war eine Rückenwindkomponente vorhanden und es sollte gleichzeitig möglich sein, nicht in die Seitentäler verblasen zu werden.

Wir legten zügig Fensteröffnung, Wiederstartmöglichkeit und den Beginn der Speed Section fest. Die Basis war zu der Zeit ungefähr bei mageren 2400 MSL zu finden. Leider war es anfangs sehr zäh und ich sah einige derer, die sicherlich unter thermisch weniger zufälligen Bedingungen in den Titelkampf eingegriffen hätten, frühzeitig absitzen. Ein paar Wölkchen hätten auch weitergeholfen aber außer Cirren war nichts zu finden. So war es dann auch kein großes Wunder, dass zwar außerhalb der Minimumdistanz aber vor dem ersten Pass große Teile des Feldes in die Pampa gezwungen wurden. Nur wenige hatten das Glück den Pass mit großer Höhe zu nehmen.

Sicherlich war es keine schlechte Idee die Deutsche Meisterschaft hier nach Spanien zu verlegen - leider hatte unser heimisches Wetterpech auch ein Ticket für dieses herrliche Streckenfluggebiet. Ohne Task wieder abzureisen wäre noch viel frustrierender gewesen und so machen wir einen gedanklichen Haken an dieses unrühmliche Kapitel und gratulieren den Gewinnern herzlich zu Ihrer sehr respektablen Leistung bei diesem einen alles entscheidenden Rennen. Heute Abend um zehn beginnt die Siegerehrung in der "La Panera" Bar, anschließend wird der Saisonabschluss gefeiert. Parallel ist im Ort das größte Fest, eine Fiesta, die wohl nur alle paar Jahre stattfindet. Da auch dort die Band überhaupt erst um halb eins anfängt zu spielen, wird heute Nacht wohl kaum geschlafen werden bevor in aller Herrgottsfrühe die ersten Busse nach Madrid abfahren. Spanien halt. Nachfolgend findet Ihr etwas später die detaillierten Ergebnisse. Euer "Pararazzi" grüßt herzlich aus Spanien. Bis nächstes Jahr, da wird dann alles besser :o) Let's rock!

 

German Open 2008 Overall Herren

1. Peter Jung (GER, Aircross U4)

2. Ulrich Prinz (GER, Gin Boomerang 5)

3. Manuel Nübel (GER, SWING WRC)

 

German Open 2008 Overall Damen

1. Klaudia Bulgakow (PLN, Gin Boomerang 5)

2. Angela Dachs (GER, SWING Stratus 7)

3. Karina Sharipova (RUS, Axis Vega 2)

 

alte und neue Deutsche Meister 2008

1. Herren: Oliver Rössel (UP XD51)

1. Damen: Ewa Wisnierska (Swing Stratus)

 

Mein letzter Satz in diesem Jahr ist für Peter: Wir denken an Dich.

Olaf Peglow

 

Freitag, den 12.09.2008 - Task gecanceled - diesmal wegen Wind

Und täglich grüßt das Mumeltier: Nein, Ihr habt Euch nicht verlesen. Wieder kein Task. Doch der Reihe nach:

Bereits am frühen Morgen fuhren einige von uns auf den Berg und wanderten zu Peters Unfallstelle um ein hier angefertigtes Kreuz aufzustellen und um ihm zu gedenken.

10.45h fuhren wir zum Startplatz. Der Tag startete mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die gute: "Vorhergesagter Wind ist ca. 10 knt. Nordost in 2000 MSL" die schlechte: "Stimmt nicht." Alle uns vorliegenden Meteo-Ergüsse lagen falsch und der eiskalte Nordwind kühlte uns ordentlich durch. Um uns beim Warten die Zeit zu vertreiben und damit ich überhaupt noch etwas zum Schreiben finde, achten wir mittlerweile auf Nuancen. Wir erstellten vorsorglich noch zwei zusätzliche Wegpunkte, 59 und 98km entfernt im Südwesten und verschoben das Briefing zunächst um einer Stunde. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt erhielten wir besorgte "safety requests" von Piloten, die wenigen in der Luft befindlichen Schirme hatten fast keine Fahrt und wir damit keine Chance auf einen Start. In weniger stürmischen Phasen sahen wir einige nette Stunts am Startplatz von freifliegenden Piloten aber der Wind war unerbittlich. Wer erstmal in der Luft war, hatte es dann zugegebenermaßen etwas einfacher und solange der Wind noch Vorwärtsfahrt zuließ lud er zum Soaren und wingovern ein.

Optimistisch verbrachten einige wartend den ganzen Tag im Lee der Hütte am Startplatz, allerdings mit wechselndem Erfolg: Durst, Hunger, Sonnenbrand oder ein eiskalter Hintern waren die am meisten zu beobachtenden Parawaitingsymptome. Wir vermuten die spontane Nachfrage nach warmen Kleidungstücken durch deutsche Touristen in den letzten Tagen wird für eine messbare Sonderkonjunktur im Textileinzelhandel der Stadt sorgen. Als Dieter um 17h endgültig "ein Ei über den Tag haute" erschien am Himmel auch noch ein großes weißes Kreuz. (Ein solches am Landeplatz ausgelegtes Kreuz bedeutet: Task beendet). Hohn oder Vorsehung? Bestätigung oder Veräppelung? Wir werden es wohl nicht nie erfahren...

Der König ist tot, es lebe der König! ... Da die Sportordnung zwei gültige Tasks für einen neuen Deutschen Meister vorschreibt und hier niemand wirklich an das kursierende Gerücht glaubt, dass morgen zwei geflogen werden können, denke ich nicht viel vorwegzunehmen, wenn ich dem Titelinhaber Olli Rössel schon jetzt zum weiteren Deutschen Meistertitel (Achtung, noch nicht bestätigt!) gratuliere.

Wir sehen uns morgen, Grüßle aus Spanien!

Olaf Peglow

 

Donnerstag, den 11.09.2008 - Task gecanceled - diesmal wegen Wind

Und täglich grüßt das Mumeltier: Schon wieder ein gecancelter Tag! Am Start erwartete uns eine eher niedrige Basis, die zwar im Steigen begriffen aber erst bei 2000 MSL angekommen war. Kräftiger West legt eigentlich die Rennstrecke entlang der Konvergenzlinie nach Avila nahe. Aber bei einer so niedrigen Basis konnten wir guten Gewissens nicht eine Route über den Pass legen. Zwar ist es auch durch gutes Tasksetten kaum zu vermeiden, dass sich jemand trotzdem irgendwo in eine schwierige Situation bringt, aber 2500 MSL sind das Minimum für eine stressfreie Querung. Bei viel Wind ist aber stark pulsierende Thermik zu erwarten und Parken vor dem Pass ist fast unmöglich. Ich selbst war schon mal bei weniger Wind hinter dem Pass 50 Meter über Grund und das ist wirklich eine spaßfreie Zone. Ein normales Race hielten wir bei diesen Windbedingungen mit vielen Schirmen an der Startrippe für ebenfalls nicht machbar. Ein Speedrun ist aus sportlicher Sicht ein Alptraum. Also schrieben wir als Rennmodus ein "clock started race" aus. Das ist eigentlich ein Speed Run, aber ohne individuelle Zeitnahme sondern mit vorgegebenen Startzeiten, sogenannten Gates. Wir setzten vier Gates im Abstand von zwanzig Minuten. Als Route versuchten wir ein Novum in dieser Region und schrieben einen Direktflug nach Penaranda im Nordosten aus. Das Ziel dort sollten die großen und markanten Silos in 59 km Entfernung sein. Auf dem Weg dorthin liegen eine rund 1200 Meter hohe Querrippe und zwei sehr große, verwilderte und nicht befahrbare Wald- und Feldflächen im Weg. Letztere versprechen zwar bei Landungen einen heftigen Fußmarsch aber eben keine bösen Leefallen, doch zu diesen Landungen kam es gar nicht. Eine andere, längere Route hätte an einigen "dirt roads" entlanggeführt, für die Warmduscher sozusagen. Die eigentlichen Probleme waren jedoch die Nordkomponente und der immer stärker werdende Wind. Dieser verursachte eine heftige Gegenwinddüse über der zu querende Rippe. Die Geschwindigkeiten über Grund variierten dann auch zwischen plus und minus fünf km/h, was bei Wettkampfschirmen auf alarmierende Windwerte hinweist. Über die Safety-Frequenz wurden einige "Level 3" Meldungen durchgegeben. Level 3 heißt: Unfliegbar, ich gehe landen. Der Task wurde daraufhin gestoppt.

Im Anschluss wurde dann am grünen Tisch noch geklärt, das der Task aufgrund der verschiedenen Gates nicht gestoppt - sondern nur gecanceled - werden konnte. Damit gibt es erneut keine Wertung und keine Punkte für alle.

Alles wird gut. Morgen. Oder?

Saludos!

Olaf

 

 

Mittwoch, den 10.09.2008 - Task gecanceled - erneut hohe Labilität und Gewitter

Ist denn das zu fassen? So ziemlich alle waren hochmotiviert und guter Dinge, heute brauchbare Flugbedingungen und einen ersten Task zu erleben. Den ersten Dämpfer erhielten wir beim Tasksetten. Die hohe Labilität, eine Wolkenbasis von rund 2000 MSL, die vielleicht noch auf 2300 MSL ansteigen sollte ... Nun gut, wir setzten eine knapp 75km lange Aufgabe im hiesigen Tal an. Aufgrund der Gewitter im über 100 km entfernten Madrid, der unklaren Zugrichtung und Geschwindigkeit der Front und wegen der Labilität strichen wir die Wiederstartmöglichkeit. Die drei deutschen Tasksetter überstimmten hoffnungsvoll Steve Hams Warnung, die Aufgabe so kurz wie möglich zu gestalten, denn aufgrund des großen Teilnehmerfeldes müssen wir zusätzliche erste Wendepunkte außerhalb der Speed Section - der eigentlichen Rennstrecke - einplanen um das Feld auseinanderzuziehen. Niemand von uns wollte aber ein nur knapp 50 km langes Race, wir sind spitz wie Lumpi auf ein gutes Rennen. Da hatten wir die Rechnung leider ohne den Wirt gemacht, aber das sollte sich später nicht mal mehr auswirken... Weiterhin führte Dieter eine Regelung ein, nach der das Rennen anderthalb Stunden nach "Start Speedsection 14:00h", also bereits um 15:30h gültig sein sollte. Diese Regelung macht uns unabhängig davon, wieviel Prozent der Piloten später im Ziel stehen oder über die Minimumdistanz geflogen sind. Alles war also darauf ausgelegt in diesem verflixten Flugjahr endlich unseren ersten (!!!) Durchgang gültig zu bekommen. Leider schossen eine Stunde nach dem Start um 14:00h die schönsten Cumuli durch den Äther wie kochende Milch ... bereits vor Ablauf von neunzig Minuten wurde das Rennen abgebrochen. In diesem Fall handelte sich es sich also wieder um ein "Canceln" - d.h. niemand erhält einen Punkt, es gibt keine Wertung. Anders beim "Stoppen" eines Rennens, bei dem der im Moment des Stoppens vorhandene Rennverlauf gleichzeitig das Endergebnis bedingt. Da ich mich mit einigen Piloten früh vom Start heruntergebastelt hatte, habe ich heute mal keine schönen Bilder von der Strecke und bin dafür ein bissle durch Piedrahita gelaufen um Euch einen Eindruck zu vermitteln. Danke an Harry und Kerstin für Ihre Pics.

 

Buenos dias, hasta maniana - hoffentlich "on air!"

Olaf

 

Dienstag, der 9.9. - no task today - hohe Labillität und starker Niederschlag

Aus metereologischer Sicht zeigt uns das sonst so verlässliche Piedrahtia die nasskalte Schulter. Auch gestern hätte starker Wind ohnehin jeden Task vereitelt und heute war es extrem labil. Direkt nach der Ankunft am Startplatz wurde richtigerweise gecancelt. Starten oder mit den Bussen wieder Runterfahren war angesagt. Eine nutzen ein sehr kleines, noch gutes Wetterfenster zum Herunterfliegen. Freiflieger, die sehr lange warteten starten nach dem zweiten Donnern. Das sind Entscheidungen, die uns immer wieder nur Kopfschütteln abringen können. Den Lacher des Tages bescherte uns ein Pilot, der seine Jacke inklusive Kamera am Startplatz vergaß. Wir identifizierten den Eigentümer des Kleidungsstückes anhand einer ausgedruckten Email in der Jackentasche ... es war ebenfalls eine Benachrichtigung von einem Fundbüro :o)

hasta luego!

Olaf

 

Montag, der 8.9. - no task today - Im Andenken an Peter

Nachdem Peter's Angehörige informiert waren schalteten wir gestern die zunächst anonyme Information auf der DHV Seite detailliert frei um zu verhindern, dass die Familien anderer Piloten und Piloten in Angst versetzt werden, denn die Nachricht vom Unfall verbreitete sich auf vielen Wegen schnell. Heute um 10.00h fand eine bewegende Ansprache von Teamchef Dieter Münchmeyer statt. Er informierte uns über die bisher bekannten Umstände, die aktuell nicht viel zahlreicher als gestern sind. Wie wir heute allerdings wissen, waren wohl die Verletzungen, die Peter durch den Aufprall erlitt, so schwer, dass trotz der Reanimationsversuche von David Sachl, Mario Pfister, Susanne Wuitz und Ralf Schlöffel als auch durch den eintreffenden Arzt keine Chance für Peter bestand, der bereits zu diesem Zeitpunkt tot war. Die Reanimation wurde trotzdem bis zum Eintreffen des Rettungshubschraubers weitergeführt. Unser besonderer Dank gilt den Ersthelfern und den zahlreichen verantwortungsvollen Personen an Startplatz, Landeplatz, am Funk und den Telefonen, die sich sofort in die notwendigen Abläufe integrierten.

Wir fliegen heute nicht und werden heute Abend zusammenkommen. Den Tag werden wir hier und in Salamanca verbringen.

 

Sonntag, der 7.9. - Task 1

Der erste Task wurde noch in der Luft gecanceled. Der heutige Tag der German Open 2008 in Piedrahita wurde leider von einem schweren Unfall überschattet. Der deutsche Pilot Peter Gröger stürzte nach einer Kappenstörung in einer schnellen Drehbewegung in das Gelände unweit des Startplatzes. Die sofort zur ersten Hilfe einlandenen Piloten und der kurz darauf eintreffende Arzt der German Open, Dr. Patrick Krös, übernahmen die medizinische Erstversorgung, konnten den Verletzten aber bis zum Eintreffen des Rettungshelikopters nicht mehr stabilisieren. Peter verstarb noch an der Unfallstelle. Der genaue Hergang ist noch nicht geklärt, die Untersuchungen dauern an und wir werden gesicherte Erkenntnisse an dieser Stelle veröffentlichen.

Die Piloten und Organisation sind sehr betroffen und sprechen der Familie und den Freunden des Opfers ihr tiefes Beileid aus.

Mit stillem Gruß Olaf Peglow

 

 

German Open Piedrahita 2008