Deutscher Hängegleiterverband e.V.

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Muse 4 - 28

Sicherheitsklasse 4
Muse 4 - 28

Bewertung Extremflugverhalten

Sicherheitsklasse 1 Sicherheitsklasse 2 Sicherheitsklasse 3 Sicherheitsklasse 4 Sicherheitsklasse 5
Seitliche Einklapper
Wegdrehen
Vorschießen
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Gegenklapper
G-Last
Frontale Einklapper
Drehung
Geschwindigkeit (Öffnungsverhalten)
Höhenverlust
Sinkgeschwindigkeit
Steilspirale
G-Last
Vsink nach 720°
Vsink maximal
Verhalten nach Freigeben der Bremsen
Nachdrehen
Höhenverlust für Ausleitung
Sicherheitsklasse 4
Pilotenanforderung:
Fähigkeit, Störungen im Ansatz zu erkennen, durch gezielte Reaktionen zu verhindern, bzw. deren Auswirkungen zu minimieren.
Fortgeschrittene Flugerfahrung.

Beschreibung Geräteverhalten

Startvorbereitungen: einfach
Startverhalten: ausgewogen, gleichmäßiges Steigen, kein Führen erforderlich, gutes Feedback in der Aufziehphase, geringes Abfangen erforderlich, verlangsamt vor dem Scheitelpunkt, Tendenz zum Abriss in Kontrollphase
Seitliche Einklapper: Gerät klappt flächentief, moderate Dynamik, Wegdrehen insgesamt 180°-270°, (3), schnelles Wegdrehen, deutliches Vorschießen 60°-75° (4), großer Höhenverlust 40-49 m (3), mäßige Sinkgeschwindigkeit 15-19 m/s, (2), Gegenklapper mit Richtungswechsel < 90°, (4), G-Last < 2,5 G, (1)
Frontale Einklapper: deutliches Abkippen 45-60°, mäßiges Vornicken 30-45°, moderate Dynamik, keine Drehung, (1), Indifferentes Verhalten, teils rasche, teils stark verzögerte, selbständige Wiederöffnung, (3), meist symmetrische Wiederöffnung, Frontrosette nach vorne, sofortiges Anfahren, mäßiger Höhenverlust 30-39 m, (2), mäßige Sinkgeschwindigkeit 15-19 m/s, (2)
Steilspirale: moderate Steigerung von Vsink, mäßige G-Last 3,5- 4 G, (2), Vsink nach 720° < 14 m/s, (1), Vsink max. mäßige Sinkgeschwindigkeit < 18 m/s, (2), Nach Freigeben der Bremsen, Erhöhung Vsink < 3 m/s, (1), Nachdrehen insgesamt 180°-360°, (2), Höhenverlust für Ausleitung mäßig 30-60 m, (2)
B-Leinen-Stall: normaler Kraftaufwand, deutliches Abkippen 30°-45°, deutliches Vornicken 30°-45°, stabile Sinkphase, leichte Deformationstendenz, sofortiges Anfahren, 8-10 m/s, Höhenverlust bei Ausleitung < 20 m
Ohren anlegen: Einleitung einfach, ruhige Flugphase, Ausleitung selbständig schnell, Vsink unbeschleunigt 2,5-3 m/s, Vsink beschleunigt 3,5-4 m/s, Vunbeschleunigt 0-3 km/h geringer als Vtrimm, Vbeschleunigt 5-8 km/h höher als Vtrimm
Steuerverhalten: ausgewogen, Steuerweg 70 cm, Steuerdruckzunahme sehr deutlich spürbar, Abriss erfolgt nach kurzer, spürbarer Ankündigung

Bemerkung

Start
Die Startvorbereitung gestaltet sich beim Muse 4 einfach. Die Leinengeometrie ist übersichtlich und die Ebenen sind leicht voneinander zu trennen. Auch der Gurt ist sehr übersichtlich aber weich. Ergonomische Bremsgriffhaltung ist durch Klettbandarretierung möglich.
Nach dem Impuls in der Aufziehphase steigt der Schirm selbstständig ohne nötiges Führen gleichmäßig nach oben und verlangsamt selbstständig im Scheitel. Eine Kontrollphase ist mit wenig Bremse einzuleiten. In der Kontrollphase hat der Schirm die Tendenz etwas hinter dem Scheitelpunkt zu hängen, was eine gefühlvolle Bremsbetätigung erfordert. Beim Übergang in die Beschleunigungsphase zeigt der Schirm eine verzögerte Beschleunigung im Vergleich zum Piloten und bleibt eher etwas hinten nach.

Flug
Die Kappe zeigt ein ausgewogenes Handling. Aufwinde und Turbulenzen werden über die Gurte als auch über die Bremsen kommuniziert. Die sehr stabil und hart wirkenden Kappe, macht der Schirm in Aufwinden und Turbulenzen einen quirrligen Eindruck mit dem ein oder anderen, nicht sicherheitsrelevanten Rascheln im Außenflügel.

Seitliche Einklapper
Klappt mit hohen Einleitewiderstand. Klapper in der Simulation sehr flächig und oft mit steiler Knicklinie. Dynamisches Vornicken. Bei impulsiven Öffnungen, welche zusätzlich etwas Dynamik generieren, kommt es zu erneuten Deformieren der eingeklappten Seite. Ansonsten erfolgt die Öffnung zwischen 90° und 180° mit weiteren Wegdrehen von etwa 90°. Insgesamt maximal 270°.

Frontale Einklapper
Hoher Einleitewiderstand über die A-Leinen. Schirm ist in der Mitte sehr klappstabil und klappt dort verzögert. Gepaart mit einer großen Öffnungswilligkeit der Stabilos führt dies in der Simulation zu Frontrosetten nach vorne. Bei geringer oder mäßiger Einklapptiefe öffnete der Schirm die Frontrosette bereits im Ansatz selbständig-schnell bis leicht verzögert. Bei großer Einklapptiefe war das Abknicken in Flügelmitte und das Umschlagen der Flügelenden nach vorne teilweise markant und erfolgte schnell, die Öffnung dann teils deutlicher verzögert. Verhänger traten im Test nicht auf, jedoch sind ausgeprägte Frontrosetten grundsätzlich anfälliger für Verhänger als eine symmetrische Öffnung der Fläche.

Steilspirale
Spirale ist sehr gut zu kontrollieren. Kein abruptes Abkippen und Beschleunigen. Rasche Ausleitung nach Freigeben der Bremsen. Keine Tendenz zur stabilen Spirale.

B-Leinen-Stall
Deutliches Abkippen und Vornicken bei der Ein- und Ausleitung. Bei maximal gezogener B-Ebene und längeren B-Stalls, Tendenz zur Rosettenbildung nach vorne.

Ohren-Anlegen
Problemlos

Bewertung

Sicherheitsklasse 4

Gleitschirme dieser Klasse zeigen ein anspruchsvolles Verhalten bei einem oder mehreren der getesteten Flugmanöver: seitliche Einklapper, frontale Einklapper, Steilspirale.
Anspruchsvoll heißt, dass die Reaktionen des Gerätes bei den betreffenden Manövern mit großer Dynamik erfolgen und/oder einen großen Höhenverlust verursachen.

Es werden erhöhte Anforderungen an Geübtheit und Reaktionsschnelligkeit des Piloten gestellt. Die Grundtechniken zur richtigen Reaktion sind bei den betreffenden Manövern nicht mehr ausreichend um die Kontrolle zu behalten und größeren Höhenverlust oder kritische Folgereaktionen zu vermeiden. Der Pilot sollte über ausreichende Fähigkeiten verfügen, Störungen im Ansatz zu erkennen und diese durch schnelle und gezielte Reaktionen zu verhindern, bzw. deren Auswirkungen zu minimieren.

Die sichere Handhabung des Gleitschirms verlangt fortgeschrittene Flugerfahrung und regelmäßiges, zusätzliches Training, wie Groundhandling und Sicherheitstraining. Die Abstiegshilfen können teilweise Fähigkeiten verlangen, die über das Beherrschen der Standardtechniken hinaus gehen und spezielles Training erfordern. Gleitschirme dieser Klasse sind für Einsteiger und Wenigflieger nicht geeignet.